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Pakistan: Attentat auf Markt – Dutzende Tote

In der pakistanischen Stadt Peschawar hat sich ein Attentäter auf einem belebten Markt mit einem Auto in die Luft gesprengt. Dabei kamen mindestens 45 Menschen ums Leben.

Erst vergangenen Montag kamen fünf Mitarbeiter des UN-Welternährungsprogramms WFP in Islamabad ums Leben. Nun sind bei einem verheerenden Selbstmordanschlag auf einem belebten Markt in der pakistanischen Stadt Peschawar am Freitag mindestens 45 Menschen gestorben. 142 Menschen seien bei der Explosion einer Autobombe in der Hauptstadt der Nordwest-Grenzprovinz verletzt worden. Das sagte der Chef des Lady-Reading-Hospitals, Abdul Hameed Afridi.

20 der Verletzten schwebten in Lebensgefahr. Wie der leitende Arzt des staatlichen Krankenhauses, Alamgir Shinwari, sagte, sei das Zählen der Opfer schwierig gewesen, da viele Menschen durch die Explosion zerfetzt worden seien.

Zunächst übernahm niemand die Verantwortung für die Tat. Die pakistanischen Taliban hatten aber zuvor Rache für den Tod ihres Anführers Baitullah Mehsud geschworen. Mehsud fiel im August einem US-Raketenangriff in Süd-Waziristan zum Opfer. Mehsud galt als wichtigster Staatsfeind der pakistanischen Regierung. Ihm wird unter anderem der Mord an Ex-Premierministerin Benazir Bhutto zur Last gelegt.

Nach Angaben der Polizei in Peschawar habe sich der Attentäter in einem Auto mit Artilleriegranaten und rund 50 Kilogramm hochexplosivem Sprengstoff in die Luft gejagt. Der Sprengstoff sei in die Türverkleidungen eingebaut worden, um maximalen Schaden im Umkreis des Wagens anzurichten. Da die Druckwelle nicht nach unten gelenkt worden sei, habe die Explosion keinen Krater verursacht.

Auf Fernsehbildern waren mehrere zerstörte Fahrzeuge und ein Bus zu sehen, den die gewaltige Druckwelle auf die Seite geworfen hatte. Mehrere Läden auf dem Khyber-Markt wurden beschädigt. Zum Zeitpunkt des Anschlags fand in dem wenige hundert Meter entfernten Provinzrats-Gebäude eine Ratssitzung statt.

"Ich sah nackte Leichen und Verletzte", sagte ein Ladenbesitzer namens Mohammad Kamran. "Einige Leichen von Frauen und Kindern steckten in den beschädigten Autos fest. Er habe auch einen Mann gesehen, der seine beiden Beine verloren hatte und trotzdem versuchte, aus einem Bus zu kriechen. Der Ladenbesitzer fügte hinzu: "Das war alles so furchtbar, dass ich zu weinen begann. Wer sind diese brutalen Menschen, die solche grausamen Taten begehen? Es ist unglaublich."

Der pakistanische Innenminister Rehman Malik unterstrich am Freitag die Notwendigkeit, gegen die Aufständischen in Süd-Waziristan vorzugehen. Bei den terroristischen Aktivitäten im Land "führen alle Wege nach Süd-Waziristan". US-Drohnen und die pakistanische Luftwaffe fliegen in dem Grenzgebiet zu Afghanistan zwar immer wieder Luftangriffe, eine von der Regierung angekündigte Offensive gegen die Taliban in der Region ist bislang aber ausgeblieben.

Der Informationsminister der Nordwest-Grenzprovinz, deren Hauptstadt Peschawar ist, sagte am Freitag: "Wir werden nicht vor dem Schlachtfeld davonlaufen, wir werden die Terroristen jagen."

Erst am vergangenen Montag hatte sich ein Selbstmordattentäter im Büro des UN-Welternährungsprogramms WFP in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad in die Luft gesprengt. Dabei starben fünf WFP-Mitarbeiter. Die Vereinten Nationen schlossen daraufhin vorübergehend ihre Büros im Land. Auch in der vorvergangenen Woche waren bei einem Anschlag in Peschawar elf Menschen getötet und 80 weitere verletzt worden.

Unterdessen sind bei Gefechten und einem weiteren Anschlag in Pakistan mindestens 18 Aufständische und ein Soldat ums Leben gekommen. Aus Geheimdienstkreisen hieß es, Kampfhubschrauber hätten am Freitag in Dara Adam Khel, eine Fahrstunde von Peschawar entfernt, Stellungen der Taliban angegriffen und mindestens zehn Aufständische getötet.

Die Armee teilte am Freitag mit, in Nord-Waziristan hätten Sicherheitskräfte zwei aus Usbekistan stammende Aufständische getötet. Bei einem Bombenanschlag sei ein Soldat ums Leben gekommen. Im nordpakistanischen Swat-Tal seien sechs Taliban- Kämpfer getötet worden.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa

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