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Politik: Pakistan lässt Fischer aus Indien frei

Schritt der Annäherung zwischen den Nachbarn.

Neu-Delhi - Es war eine Geste des guten Willens. Pakistan hat am Wochenende 362 indische Gefangene, die allermeisten Fischer, aus dem Gefängnis in Karachi entlassen. Die indischen Staatsbürger durften am Wochenende mit Bussen die Grenze bei Lahore nach Amritsar in Indien passieren. Unter ihnen waren auch zehn Minderjährige.

Fischer werden häufig zu Opfern des Konflikts zwischen den Erzfeinden. Es kommt immer wieder vor, dass sie beim Fischen in pakistanische Gwässer geraten. Noch immer sollen sich fast 100 indische Fischer in Gefangenschaft befinden. Auch Indien hält pakistanische Fischer gefangen, allerdings bei Weitem nicht so viele.

Der pakistanische Schritt kommt in einer Zeit schnell wachsender Spannungen zwischen den beiden Atommächten und soll offenbar die Gemüter besänftigen. Seit Anfang des Monats vergeht kaum ein Tag ohne Schusswechsel an der Grenze des geteilten Kaschmir, der 2003 vereinbarte Waffenstillstand ist kaum noch seinen Namen wert. Auf beiden Seiten soll es mehrere Tote gegeben haben.

Die Gemengelage ist undurchsichtig. Niemand weiß, wer die neue Gewaltspirale in Gang gesetzt hat. Mächtigen Kräften auf beiden Seiten könnte es gelegen kommen, den Konflikt zu schüren, um von innenpolitischen Problemen abzulenken. Wenige Monate vor den Wahlen steht Indiens Regierung wegen einer ganzen Reihe von Korruptionsskandalen und der schwachen Wirtschaft mit dem Rücken zur Wand. In Pakistan könnte das Militär Interesse daran haben, den Konflikt wieder aufflammen zu lassen. Der neue Regierungschef Nawaz Sharif hatte einen neuen Friedensvorstoß angekündigt. Das könnte dem Militär missfallen, das sich in der Außenpolitik das Sagen vorbehält. Indische Kommentatoren vermuten, dass Pakistans Generäle Sharif ausbremsen wollen, indem sie den Konflikt in Kaschmir neu beleben. Mit der Freilassung der Fischer will Sharif nun offenbar seinen guten Willen unter Beweis stellen.

Indien und Pakistan haben seit ihrer Unabhängigkeit 1947 bereits drei Kriege gegeneinander geführt, zwei davon um Kaschmir. Christine Möllhoff

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