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Shahbaz Sharif, Ministerpräsident der größten Provinz Pakistans, wirbt in Deutschland um Investitionen.

© M. Amir Khan

Pakistan wirbt um deutsche Investoren: Mit Strom den Terror besiegen

Pakistan kennt seine Probleme mit dem Terror. Jetzt hat die Regierung eine besondere Idee, um ihn zu bekämpfen.

Pakistans neue Regierung sucht dringend Kontakte in die deutsche Wirtschaft - vor allem, um die massive Energiekrise zu lösen. "Wenn wir dieses Problem lösen, wären 50 Prozent des Terrors weg", mit dem das Land immer verbunden wird, betonte der Ministerpräsident der größten Provinz Punjab, Shahbaz Sharif am Mittwoch auf einer hochkarätigen Konferenz in Berlin. Bundesaußenminister Westerwelle und Wirtschaftsstaatssekretärin Herkes signalisierten Unterstützung bei entsprechendem Engagement für langfristige Beziehungen der Pakistaner.

Westerwelle signalisiert Unterstützung

Der amtierende Außenminister Westerwelle betonte, um interessanter für Geschäftsleute zu werden, müsse Pakistan die Sicherheit in den Blick nehmen. Gleichzeitig verwies er auf das große Potenzial des Landes mit seinen Rohstoffen und mehr als 60 Prozent jungen Leuten unter 30. "Bei uns fühlen sich 40-Jährige angesprochen, wenn wir von jungen Menschen sprechen." Der gelöst wirkende Minister, der auch noch die Geschichte von einer unfreiwilligen sechsstündigen Bustour durch "ein faszinierendes Land" wegen Nebels in Islamabad erzählte, versprach, auch die künftige deutsche Regierung werde Pakistan unterstützen. Er mahnte, ebenso wie der deutsche Botschafter in Pakistan, Cyril Nunn, aber auch eine investorenfreundliche Politik in Islamabad an. Westerwelle unterstrich, Deutsche Firmen seien an langfristigen Beziehungen unter Gleichberechtigten interessiert, sie suchen nicht den schnellen Profit: "Deutsche Firmen kommen, um zu bleiben." Das war wohl auch ein versteckter Hinweis auf Geschäfte mit China, die zwar oft billig anbieten, wo es aber durchaus nach kürzerer Zeit Probleme mit der gelieferten Technik gibt. Am allerliebsten hätten auch Pakistaner gern deutsche Qualität zu chinesischen Preisen.

Pakistan setzt auf den deutschen Mittelstand

Pakistan ist derzeit aber ohnehin auf der Suche nach Wirtschaftsbeziehungen in verschiedenen Ländern. Die Regierung weiß um die explosive Lage im Land. "Pakistan steht heute an einem Wendepunkt", so Sharif, der Deutschland pathetisch "meine zweite Heimat" nannte.

In dem Moment, wo die Wirtschaft wieder laufe, wären viele Menschen nicht mehr empfänglich für die Versprechungen der Extremisten, sagte Shahbaz Sharif in einer leidenschaftlich in deutscher und englischer Sprache gehaltenen Rede vor 330 Gästen im Haus der Wirtschaft. Sie würden dann als Bauarbeiter, Techniker oder Angestellte zum Beispiel in Energiefirmen arbeiten. Die Regierung investiere in Bildung und Arbeit für junge Menschen, damit sie radikalen Ideen fern bleiben und ihr Land entwickelten. "Lassen sie uns dieses Krebsgeschwür töten und Pakistan ein lebendiges Land machen." Allerdings: "Alles andere ist irrelevant, wenn wir nicht unsere Energiekrise lösen."

Immer wieder Stromausfall in Islamabad

Qasim M. Niaz aus dem Wirtschaftsministerium in Islamabad nannte die ständigen und oft praktisch ganztägigen Stromausfälle in Pakistan am Rande der Konferenz einen "nationalen Notfall". Nach seinen Worten will Islamabad das Problem schon bis in drei Jahren in den Griff bekommen. "Vielleicht wird es bis dahin keine hundertprozentige Lösung geben, aber die Menschen werden Licht sehen, denn die Stromausfälle sind das, worunter alle leiden." Schnelle Lösungen seien vor allem mit erneuerbaren Energien möglich. Aber man werde auf sämtliche Energieformen, auch Kohle, setzen. Die Not ist so groß, dass die Regierung inzwischen auch "null Toleranz" gegen reiche Pakistaner üben will, die bisher gern ihre Stromrechnungen nicht bezahlt haben.

Vehement warb der Ministerpräsident Shahbaz Sharif, der Bruder des Premiers Nawaz Sharif, für Investitionen von Mittelständlern. "Sie haben 22 000 Megawatt Strom aus Sonne gewonnen. Dabei haben sie hier gar keine Sonne, wir aber jede Menge", umgarnte er die Deutschen. Mit Biomasse sei es ähnlich: "Wir haben so viel Kuhdung" - aber die Deutschen die Technik und Expertise, um daraus Strom zu machen.

Sharif versprach "Sicherheit der Investitionen und gute Gewinne". Er flehte förmlich: "Öffnen Sie bitte Ihre Märkte, schaffen Sie die Hürden ab." Er warb auch um Verständnis dafür, dass Pakistan gegen den Terror vorgehe, aber der Erfolg brauche Zeit: "Menschen werden nicht an einem Tag Radikale, aber um das umzukehren bedarf es ernsthafter kurzfristiger wie langfristiger Maßnahmen. "Wir wollen keine direkte finanzielle Hilfe. Wir brauchen Hilfe durch Handel."

Am Ende seiner Rede schlug Sharif euphorisch mit der Faust aufs Pult und rief: "pakistanisch-deutsche Freundschaft wunderbar".

Auch aus dem deutschen Wirtschaftsministerium wurde ihm Wohlwollen signalisiert. Bis es allerdings eine deutsch-pakistanische Handelskammer geben wird, das dauert wohl noch, machte Staatssekretärin Herkes deutlich. Erst einmal soll es eine ähnlich hochkarätige Konferenz in Pakistan geben. Wenn das deutsche Interesse entsprechend groß ist, wird es damit vermutlich vorangehen. Am Donnerstag machen die Pakistaner noch einmal in München Station.

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