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Palästinenser: Die Hamas steht vor einem Machtkampf

Der Exilchef der Hamas, Khaled Maschaal, will nicht mehr für den Vorsitz des Politbüros kandidieren. Mit der Nachfolgefrage wird auch über die Machtverteilung innerhalb der Hamas entschieden.

Das Geheimnis ist gelüftet: Hamas-Chef Khaled Maschaal verzichtet auf eine Wiederwahl als Vorsitzender des bislang aus dem syrischen Exil operierenden Politbüros der radikalislamischen Bewegung. Doch was bezweckt er damit? Im Gazastreifen, den die Hamas beherrscht, wird vermutet, Maschaal wolle für die palästinensischen Präsidentschaftswahlen im Mai kandidieren – als Nachfolger des Amtsinhabers Mahmud Abbas von der gemäßigten Fatah – oder aber diesen als Chef der palästinensischen Dachorganisation PLO ablösen, wenn die Hamas endlich in diese aufgenommen sein wird. Andere Hamas-Kreise sind sich sicher, dass der bisher in Damaskus residierende Maschaal mit seinem Schritt schlicht einer möglichen internen Wahlniederlage gegen einen Kandidaten aus dem Gazastreifen zuvorkommen will.

Der Machtkampf zwischen der Führung in Gaza und dem Politbüro, so viel scheint sicher, dürfte sich mit Maschaals Verzicht noch verschärfen. Die Exilführung hat angesichts der politischen Entwicklung in Syrien seinen Sitz in Damaskus aufgegeben, sich aber noch nicht für einen neuen Standort entschieden. Die örtliche Führung im Gazastreifen hat ihrerseits erheblich an Macht gewonnen und will das Politbüro auflösen oder zumindest im Gazastreifen platzieren. Gestritten wird vor allem über das Vorgehen gegen Israel und über die Stellung der Hamas innerhalb der Palästinensergebiete.

Sollte es allerdings einem von Maschaal protegierten „Exilanten“, mutmaßlich seinem Vorgänger und heutigen Vize Mussa Abu Marsuk, gelingen, die interne Wahl zum Politbüro zu gewinnen, dann dürfte dessen Sitz nach Kairo verlegt werden, wo die Moslem-Bruderschaft, Mutterorganisation der Hamas, an die Macht gekommen ist. Damit würde das Politbüro zweifellos wieder aufgewertet, und die Karten im internen Machtkampf würden neu gemischt. Siegt dagegen einer der extremistischeren Kandidaten aus dem Gazastreifen – etwa Ismail Hanija, der Chef der De-facto-Regierung im Gazastreifen, oder der ehemalige Außenminister Mahmud Az-Zahar – dann würde die Unterteilung in „Interne“ und „Externe“ aufgehoben und alle Entscheidungen würden künftig in Gaza gefällt.

Seit dem Gefangenenaustausch zwischen Israel und den Palästinensern, bei dem der israelische Soldat Gilad Schalit gegen 1000 palästinensische Häftlinge ausgetauscht wurde, fragen sich Beobachter indes, ob nicht ohnehin der militärische Flügel bei der Hamas das Sagen hat. Denn erst als Kommandant Ahmed al Jaabari sein Jawort gab, kam der Austausch zustande. Und Al Jaabari war es auch, der Schalit freiließ und ihn den Ägyptern übergab, die zwischen Israel und den Palästinensern vermittelt hatten.

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