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Palästinenser-Gebiete: Brüchige Waffenruhe

Die israelische Armee hat ihre Soldaten aus dem Gazastreifen abgezogen. Der Schritt folgte auf die Einigung über einen Waffenstillstand zwischen Palästinensern und Israelis. Doch die Waffenruhe bleibt fragil.

Jerusalem/Gaza - Der Abzug folgte auf die Einigung über einen Waffenstillstand zwischen Palästinensern und Israelis, teilte eine Sprecherin der israelischen Armee mit. Die israelischen Truppen, die vor allem im Norden des Gazastreifens eingesetzt waren, um Raketenangriffe auf Israel zu verhindern, "haben sich zurückgezogen", sagte die Sprecherin. Kurz nach Inkrafttreten um sechs Uhr Ortszeit (05:00 Uhr MEZ) schlugen allerdings wieder zwei palästinensische Raketen in der israelischen Stadt Sderot ein, wie der israelische Militärrundfunk berichtete.

Palästinenser und Israelis hatten sich am Samstagabend auf einen Waffenstillstand geeinigt. Ein Sprecher von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas kündigte ein Ende der Raketenangriffe gegen Israel an. Im Gegenzug habe der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert in einem Telefonat mit Abbas das Ende der Militäreinsätze in den besetzten Gebieten und den Abzug der Armee aus dem Gazastreifen zugesagt, sagte der Sprecher. Das Büro von Olmert hatte mitgeteilt, Israel werde "positiv" auf das Angebot der Palästinenser reagieren.

Neue Raketenangriffe trotz Waffenruhe

Weiter erklärte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten, Abbas habe sich mit den anderen palästinensischen Gruppen auf ein Ende "aller Gewalt" geeinigt, "einschließlich des Raketenbeschusses, des Tunnelbaus und der Selbstmordattentate". Die Vereinigten Staaten begrüßten die Einigung auf eine Waffenruhe zwischen Israelis und Palästinensern als Schritt in Richtung Frieden. "Wir hoffen, dass dies zu weniger Gewalt für das israelische und das palästinensische Volk führt", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Alex Conant.

Kurz nach Inkrafttreten der Waffenruhe wurde diese von radikalen Palästinensern laut israelischem Militärrundfunk allerdings schon wieder gebrochen. Die zwei in Sderot eingeschlagenen Raketen hätten keinen Schaden angerichtet, hieß es. Eine dritte Rakete sei nahe dem Sicherheitswall zwischen dem Gazastreifen und Israel explodiert.

Fragile Waffenruhe

Der Stellvertreter des israelischen Verteidigungsminister Peretz, Ephraim Sneh, räumte ein, dass die Waffenruhe fragil bleibe, solange sich an den grundsätzlichen Bedingungen im Gazastreifen nichts ändere. Auf die Frage, wie der jüdische Staat auf sporadische Raketenangriffe reagieren werde, sagte er im Rundfunk: "Das hängt von der Situation ab." Nach Angaben des öffentlichen israelischen Rundfunks stellte Israel im Rahmen der Waffenruhe auch die gezielte Tötung radikaler Palästinenser ein.

Für den Abschuss von drei Raketen etwa zwei Stunden nach Inkrafttreten des Waffenstillstands um sechs Uhr Ortszeit (05.00 Uhr MEZ) übernahmen der militärische Arm der Hamas, die Essedin-el-Kassam-Brigaden, sowie der Islamische Dschihad die Verantwortung.

Hamas verurteil Raketenbeschuss

Ein Sprecher der Hamas-Regierung, Ghasi Hamad, verurteilte in einem Interview mit dem israelischen Militärrundfunk die Angriffe. Alle palästinenischen Gruppen, der Islamische Dschihad eingeschlossen, hätten den Waffenstillstand unterzeichnet. Nun müsse alles unternommen werden, um ihn zu bewahren.

Der militärische Arm der Hamas, die Essedin-el-Kassam-Brigaden, feuerte nach eigenen Angaben drei Raketen ab. Ein Sprecher der Brigaden spielte den Vorfall herunter: Der Beginn der Waffenruhe sei anders als in den Medien berichtet nicht auf punkt sechs Uhr festgelegt gewesen. Hamas-Regierungschef Hanija versicherte kurz nach dem Raketenbeschuss, dass der Waffenstillstand nun eingehalten werde.

Olmert mahnt zur "Zurückhaltung"

Israels Regierungschef Olmert rief zur "Zurückhaltung" auf. "Man muss Geduld beweisen, um der Waffenruhe eine Chance zu geben", sagte er in der südisraelischen Stadt Rahat. "Ich habe der Armee die Anweisung gegeben, vorerst nicht zu reagieren." Nach seinen Angaben galt der Waffenstillstand zunächst nur für den Gazastreifen. Er hoffe jedoch, dass die Vereinbarung bald auf das Westjordanland ausgeweitet werden könne, sagte Olmert.

Israel hatte seine Militäreinsatze im Gazastreifen im Juni dieses Jahres wieder aufgenommen, nachdem radikale Palästinenser einen israelischen Soldaten verschleppt hatten. In den vergangenen Tagen hatte die Armee ihren Luft- und Bodenoffensive verstärkt, um den Raketenbeschuss von israelischem Gebiet vom Gazastreifen aus zu beenden. Auf das Angebot zu einem Ende der Raketenangriffe hatte Israel zunächst ablehnend reagiert.

Hamas-Chef Chaled Meschaal hatte am Samstag noch mit einer dritten Intifada gedroht, sollte es nicht innerhalb eines halben Jahres die konkrete Aussicht auf einen palästinensischen Staat geben. "Wir geben der internationalen Gemeinschaft sechs Monate Zeit", sagte Hamas-Chef Meschaal in Kairo. Anderenfalls werde das palästinensische Volk seine Bemühungen um eine politische Lösung beenden und zum dritten Mal einen Aufstand beginnen. (tso/AFP)

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