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Palästinenserchef Jassir Arafat soll exhumiert werden.

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Update

Palästinenserchef soll exhumiert werden: Israel will Untersuchung von Arafats Leiche nicht behindern

Arafats Witwe Suha ließ seine Kleidung acht Jahre nach seinem Tod in der Schweiz untersuchen. Es gibt Hinweise dafür, dass Arafat 2004 möglicherweise mit dem radioaktiven Gift Polonium 210 ermordet worden sein könnte

Das Rätsel um den Tod des Palästinenserpräsidenten Jassir Arafat soll gelöst werden. Sein Leichnam soll nun aus einem Mausoleum in der Mukata, dem Regierungssitz in Ramallah, exhumiert und untersucht werden. Arafats Nachfolger, Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, reagierte damit auf einen Bericht des arabischen Nachrichtensenders Al Dschasira. In diesem wurden Hinweise dafür vorgelegt, dass Arafat 2004 möglicherweise mit dem radioaktiven Gift Polonium 210 ermordet worden sein könnte. Allerdings muss Israel der Exhumierung ebenfalls zustimmen. So steht es im israelisch-palästinensischen Abkommen.

Israel will eine mögliche Untersuchung der Leiche des früheren Palästinenserpräsidenten Jassir Arafat nicht behindern. Ein Sprecher des Außenministeriums in Jerusalem sagte am Donnerstag, die Palästinenserbehörde benötige keine israelische Zustimmung für eine Exhumierung Arafats. Sollten die Gebeine für eine Untersuchung ins Ausland gebracht werden, müsste Israel eine Reisegenehmigung erteilen. „Israel wird dies kaum verbieten“, sagte der Sprecher Jigal Palmor.

Die Autonomiebehörde hatte einer Exhumierung Arafats nach Hinweisen auf einen möglichen Giftmord am Mittwoch grundsätzlich zugestimmt. Es ist allerdings noch unklar, ob und wann dies geschehen soll.

Eine Chronologie des Nahostkonflikts in Bildern:

Seit gut zwei Jahren sammeln Mitarbeiter des palästinensischen Ministerpräsidenten Salam Fayyad Material zum Tod Arafats. Ihr Bericht sollte demnächst veröffentlicht werden. Nun ist ihnen Al Dschasira zuvorgekommen. Der Sender berichtete über Untersuchungen des renommierten Institutes für Strahlenphysik in Lausanne. Die „überraschend“ hohen Werte von Polonium 210, die man auf Kleidungsstücken Arafats und anderen Gegenständen aus seiner Umgebung nachgewiesen habe, lassen allerdings die Frage ungeklärt, ob eine absichtliche Vergiftung vorliegt oder nicht.

Israels Geheimdienste stuften Arafat als Homosexuellen ein

Die in Arafats Krankenakte aufgezählten Symptome stimmten nicht mit einer Poloniumvergiftung überein. Arafats Witwe Suha forderte eine Autopsie des Leichnams ihres Mannes. Sie hatte – fast acht Jahre nach Arafats Tod – die Untersuchung der Gegenstände, darunter eine Zahnbürste und eine Pelzmütze, in Auftrag gegeben. Im Interview mit Al Dschasira sagte sie nicht, warum sie mit der Untersuchung so lange gewartet hatte. Zum Zeitpunkt von Arafats Tod hatte sie eine Autopsie abgelehnt.

Eine Chronologie des Nahostkonflikts in Bildern:

Der israelische Geheimdienstspezialist Ronen Bergman ist überzeugt, dass die Frage nach der Todesursache Arafats „den Nahen Osten noch viele Jahre beschäftigen wird“. Für die Palästinenser war von Anfang an klar, dass Israel für den Tod ihres „Rais“ verantwortlich war. Arafats Leibarzt Ashraf al Kurdi behauptete seinerzeit, Israel habe das Aids auslösende HI-Virus in Arafats Blut gemischt. Im französischen Krankenhaus bei Paris, in dem Arafat starb, habe man HIV in seinem Blut festgestellt. Doch im Bericht des Krankenhauses kommt das Wort Aids nicht vor. Es wurde kein HIV-Test gemacht, obwohl mehrere Krankheitssymptome auf Aids hingewiesen hätten. Nicht nur Israels Geheimdienste stuften Arafat als Homosexuellen ein. Der Geheimdienst des rumänischen Diktators Nicolae Ceausescu soll Videoaufnahmen besessen haben, die intime Beziehungen Arafats mit Leibwächtern zeigen sollen.

Arafat erkrankte plötzlich am 12. Oktober 2004. Zuvor war er wochenlang im Fadenkreuz israelischer Scharfschützen gewesen. 13 Tage später verschlechterte sich sein Gesundheitszustand dramatisch. Erst zwei Tage später eilten Arafats junge Ehefrau Suha aus Paris und sein Leibarzt zum Krankenbett, bevor der Palästinenserführer – mit Zustimmung Israels – nach Paris ausgeflogen wurde. Arafat starb 75-jährig am 11. November 2004. Die französischen Ärzte diagnostizierten keine genaue Todesursache. (mit dpa)

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