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Palin-Affäre: "Wir können eine Menge Spaß haben"

John McCains Vize Sarah Palin ist auf einen Komiker hereingefallen, der sich als der französische Präsident Nicolas Sarkozy ausgab. Die Konservativen sind außer sich - angesichts der Unwissenheit, die Palin demonstrierte, auch zu Recht.

John McCain verteidigt unermüdlich seine Wahl von Sarah Palin als Vizepräsidentschafts-Kandidatin. Immer wieder betont der Präsidentschaftskandidat der republikanischen Partei die Qualitäten der Gouverneurin von Alaska als „ Reformerin“ und als „Vorbild für alle amerikanischen Frauen“. Die amerikanischen Wähler hingegen sind mittlerweile mehrheitlich der Meinung, dass Palins Nominierung eine Fehlentscheidung war. Bei einer Umfrage der New York Times und des Fernsehnetzwerks CBS in der vergangenen Woche meinten 59 Prozent der Befragten, dass Palin für das Amt nicht qualifiziert sei.

An diesem Wochenende unterlief der Kandidatin eine neue Peinlichkeit, nachdem sie schon in zwei Interviews nicht gerade Kompetenz beweisen konnte. Der kanadische Komiker Marc-Antoine Audette rief Palin an und gab sich als französischer Staatschef Nicholas Sarkozy aus. Palin fiel darauf herein und stutzte auch nicht, als Audette beispielsweise behauptete, der Rock-n‘-Roll-Sänger Johnny Halliday sei sein Amerika-Berater. Er fragte Palin auch, ob sie mit auf eine Jagd im Helikopter kommen wolle und setzte auf französisch hinzu, dabei könnten sie Babyrobben töten. Palin antwortete: „Wir könnten eine Menge Spaß zusammen haben, wenn wir die Arbeit erledigen. So könnten wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.“

Weiterhin behauptete Audette, der Sänger Steph Carse sei kanadischer Ministerpräsident. Die Politikerin aus Alaska erinnerte sich offenbar nicht daran, dass der Regierungschef des Nachbarlandes Stephen Harper heißt. Schließlich sagte der falsche Sarkozy zu Palin, dass er von seinem Haus aus das Nachbarland Belgien sehen könne. Die Bemerkung war eine Anspielung auf Palins vielzitierte Aussage, sie könne von Alaska aus Russland sehen. Palin hatte damit ihre außenpolitische Erfahrung dokumentieren wollen. „Sehen Sie“, erwiderte Palin, „wir leben beide in unmittelbarer Nähe von Ländern, mit denen wir eng zusammen arbeiten müssen.“ Zum Ende des Gesprächs gab Audette schließlich seine wahre Identität preis. „Oh, wir wurden hereingelegt?“, fragte Palin bevor sie den Hörer einer Mitarbeiterin gab. Palins Sprecherin Tracey Schmitt bestätigte später den Anruf, der am Montag im kanadischen Radio gesendet werden soll. Palin sei „belustigt“ gewesen, dass sie nun auch zur langen Liste derjenigen gehöre, die auf diese Art herein gelegt worden sind. „C’est la vie“ sagte Schmitt nonchalant. So leicht wird die McCain/Palin-Kampagne den Schaden, den der Scherz angerichtet hat, allerdings nicht abschütteln können. Innerhalb von Stunden war die Aufzeichnung des Telefongesprächs, das bereits im Internet steht, zu einer der beliebtesten Google-Suchen geworden. Kommentatoren konnten sich die Häme nicht verkneifen. „Ein epischer Fehlschlag“, schrieb etwa der einflussreiche Politblog Daily Kos. „Das wird McCain bestimmt nicht glücklich machen.“

McCain stand allerdings schon vor diesem Anruf wegen der Nominierung von Palin massiv im Kreuzfeuer der Kritik. In letzter Zeit mehrten sich sogar die Stimmen aus seinem eigenen Lager, die den Schachzug als schwere Schädigung der republikanischen Partei sowie der Siegchancen McCains im Wahlkampf auffassten. So schrieb der konservative Kolumnist David Brooks in der New York Times, Palin repräsentiere „einen tödlichen Krebs für die republikanische Partei“. Die ebenfalls konservative Journalistin Peggy Noonan schrieb im Wall Street Journal: „Die Kandidatur von Palin ist der Ausdruck einer neuen Vulgarisierung der amerikanischen Politik. Es ist schlecht, für den Konservatismus sowie für das ganze Land.“

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www.tagesspiegel.de/us-wahl

Sebastian Moll

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