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Der Cellist Sergej Rodulgin (links) und der russische Präsident Wladimir Putin im Petersburger "Haus der Musik", dessen Direktor Roldugin ist. Beide sind seit fast 40 Jahren befreundet.

© dpa

"Panama Papers": Putins bester Freund - wer ist Sergej Roldugin?

Der russische Cellist Sergej Roldugin besitzt Offshore-Firmen, über die zwei Milliarden Dollar geschleust wurden. Mit Wladimir Putin verbindet ihn eine lange Freundschaft.

Die bisher bemerkenswerteste Geschichte aus den Panama-Papieren spielt in Russland. Sie handelt von zwei Männern, die sich vor fast 40 Jahren in Leningrad zum ersten Mal trafen und seitdem Freunde sind. Der eine wurde Musiker und ist heute ein bekannter Cellist, der andere ging in die Politik und wurde russischer Präsident.

Sergej Roldugin sei nicht nur einer der vielen Freunde von Wladimir Putin, sondern vielleicht sein bester Freund, sagen russische Journalisten. „Wir trafen uns und trennten uns nicht mehr. Er ist einfach wie ein Bruder“ – mit diesen Worten wird Roldugin in einer Putin-Biographie zitiert. Gemeinsam hätten die beiden die Straßenkämpfe im damaligen Leningrad durchgestanden, berichten Journalisten der Zeitung „Nowaja Gaseta“. Roldugin ist Taufpate von Putins älterer Tochter Maria.

Die Panama-Papiere enthüllen nun, dass Roldugin für Putin offenbar noch viel mehr ist als ein enger persönlicher Freund. Er sei Putins geheimer „Verwalter“, berichten die an den Enthüllungen beteiligten Journalisten unter Berufung auf eine Quelle in seinem Umfeld. Denn der Musiker, der vor zwei Jahren der "New York Times" sagte, er sei kein Geschäftsmann und habe keine Millionen, kontrolliert ein Offshore-Imperium, durch das von 2009 bis 2012 etwa zwei Milliarden Dollar geschleust wurden, wie nach Recherchen der Journalisten aus den Dokumenten der Kanzlei Mossack Fonseca hervorgeht. Die Aktivitäten sollen den Berichten zufolge in Russland von Mitarbeitern der Rossija-Bank gesteuert worden sein, die als „Putins Bank“ gilt.

Teil des Geldes kam von Oligarchen

Das Geld erhielt er offenbar zumindest teilweise von Firmen, die einflussreichen russischen Oligarchen gehören. So gewährte eine Firma, die dem Stahl-Magnaten Alexej Mordaschow nahesteht, einem Unternehmen Roldugins einen Kredit in Höhe von sechs Millionen US-Dollar – und erließ die Schuld nur etwa einen Monat später gegen die symbolische Zahlung von einem Dollar. Aber seine Offshore-Unternehmen kassierten auch hohe Summen durch Aktiengeschäfte, die von Experten als fiktiv bezeichnet wurden.

Ein Beispiel: Im Jahr 2010 kauft eine von Rodulgins Firmen in Panama den Recherchen zufolge Aktien des staatlichen russischen Ölkonzerns Rosneft von einer anderen Offshore-Firma. Abgewickelt wird das Geschäft durch Anwälte, die den entsprechenden Vertrag an Mossack Fonseca schicken. Am selben Tag trifft dort jedoch ein weiteres Dokument ein, mit dem Deal storniert wird. Keine einzige Aktie wechselt den Besitzer, aber Roldugins Firma kassiert dafür eine im ersten Vertrag vereinbarte Entschädigung von 750.000 US-Dollar. Und schließlich erhielt das Firmenimperium des Cellisten eine Kreditlinie von mindestens 650 Millionen Dollar von einer Bank auf Zypern, die wiederum von der staatlichen russischen Bank VTB kontrolliert wird.

Millionen für ein Skiresort, in dem Putins Tochter heiratete

Das Geld, das in den Firmen des Putin-Freundes angehäuft wurde, floss zurück nach Russland – zum einen in Schlüsselfirmen, zum anderen in Paläste oder Jachtclubs. Die Journalisten auch heraus, dass Millionen in ein Skiresort flossen in der Nähe von St. Petersburg flossen.  Vor drei Jahren heiratete dort Putins jüngere Tochter Katerina, wie Roman Anin, Journalist der „Nowaja Gaseta“, gemeinsam mit Kollegen der Nachrichtenagentur Reuters recherchiert hatte.

Anin ist auch maßgeblich an den Recherchen zu den Panama-Papieren beteiligt. Er gilt als einer der besten investigativen Journalisten Russlands, der sich auch an Themen heranwagt, die für viele seiner Kollegen als Tabus gelten: Putins Familie – und die finanziellen Geschäfte des engsten Kreises um den Präsidenten.  

Kreml spricht von "Informationsattacke"

Der Kreml reagierte bereits einige Tage vor der Veröffentlichung auf die Recherche. Putins Sprecher Dmitri Peskow sagte, es werde eine „Informationsattacke“ gegen den Präsidenten vorbereitet, und deutete an, es handele sich um eine bezahlte Arbeit. Am Montag bekräftigte er, mit der Veröffentlichung solle Putin diskreditiert werden. Obwohl Putin in den Dokumenten nicht vorkomme, sei er das „Hauptziel“ dieser Anwürfe, sagte Peskow. Zugleich dementierte Putins Sprecher, dass seine eigene Frau jemals eine Offshore-Firma besessen habe. Denn auch der Name von Peskows Frau taucht in den Panama-Papieren auf.  

Lesen Sie beim Organized Crime and Corruption Reporting Project die ausführliche Recherche der russischen Journalisten in englischer Sprache.

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