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Panamaische Umweltpolitikerin Banfield: „Bei der Erweiterung des Panama-Kanals entstehen enorme Konflikte“

Vor 100 Jahren wurde der Panama-Kanal eingeweiht. Inzwischen ist er zu klein geworden und wird enorm erweitert - auf Kosten der Umwelt, wie die Umweltaktivistin Raisa Banfield feststellt..

Eine ganze Reihe. Zum Beispiel hat das Abholzen der Wälder und Mangroven für Immobilienprojekte zu mehr Überschwemmungen und Erosion geführt, besonders am Küstenstreifen.

Inwiefern beeinträchtigt das den Kanal?

Damit der Kanal funktioniert, brauchen wir Süßwasser. Die Kanalverwaltung hat das in den vergangenen 100 Jahren gut hinbekommen, indem sie die Wälder rund um die Flüsse geschützt hat. Aber in den vergangenen Jahren hat sich ein blinder Fortschrittsglaube ausgebreitet. Heute haben wir Steinbrüche in der Nähe der Flüsse, Wälder werden abgeholzt, Süßwasservorkommen verschmutzt. Und es gibt keinerlei Kontrolle oder Sanktion.

Wird der Ausbau das verschärfen?

Ja, da ist zum einen das Problem der Quantität, denn der neue Kanal wird mehr Wasser brauchen. Gleichzeitig wächst die Bevölkerung, auch sie benötigt mehr Trinkwasser. Längst nicht alle Panamaer haben heute einen Trinkwasseranschluss. Da entsteht ein enormes Konfliktpotenzial. Zum anderen ist es ein Qualitätsproblem, denn die Verschmutzung des Grundwassers nimmt zu.

2006 haben drei Viertel der Bevölkerung trotz der Bedenken der Umweltschützer für den Kanalausbau gestimmt. Warum?

Weil die Erweiterung enorme Zusatzeinnahmen verspricht. Das verschafft Panama Wachstum und Entwicklung in einer Zeit, in der die Nachbarländer immer mehr in ihren Problemen versinken.

Warum wird den Umweltschützern so wenig Gehör geschenkt?

Der Kanal ist unser Nationalstolz. Er symbolisiert die Entstehung unseres Landes, denn wegen ihm gelang uns die Unabhängigkeit von Kolumbien. Danach war er fast 100 Jahre lang eine US-Enklave, für deren Rückgabe viele Menschen ihr Leben gelassen haben. Seine Rückgabe bedeutete für uns volle Souveränität und einen Entwicklungsboom.

Raisa Banfield ist

Architektin, eine

der bekanntesten

Umweltschützerinnen Panamas und seit

kurzer Zeit Vize-Bürgermeisterin der Hauptstadt. Mit ihr sprach Sandra Weiss.

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