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Roesler

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Pandemie: Rösler hält normale Grippe für gefährlicher als die Schweinegrippe

Der neue Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler will sich zwar gegen die Schweinegrippe impfen lassen. Er warnt aber davor, die normale Herbstgrippe zu unterschätzen.

Die Schweinegrippe hat auch in Deutschland immer größere Auswirkungen. Experten erwarten jetzt eine zweite Welle der Influenza-Epidemie. Vor dem Hintergrund der kälteren Jahreszeit seien nun auch schwerere Krankheitsverläufe möglich, sagte der Direktor des Instituts für Hygiene und öffentliche Gesundheit an der Uni-Klinik Bonn, Martin Exner. Im Süden wurden am Wochenende mehrere Handballspiele der Regionalliga und der zweiten Bundesliga abgesagt, weil einige Spielerinnen und Spieler an Schweinegrippe erkrankt sind und akute Ansteckungsgefahr besteht.

Der neue Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) hält die saisonale Grippe aber noch für ein größeres Gesundheitsrisiko als die Schweinegrippe. Man „sollte auch die normale Grippeimpfung nicht vergessen. Denn die kann für bestimmte Personengruppen mit chronischen Krankheiten auch gefährlich sein“, sagte Rösler der „Bild am Sonntag“. Er werde sich „zuallererst“ gegen die normale Grippe impfen lassen: „Die ist momentan noch gefährlicher. Und danach gegen die Schweinegrippe.“ Rösler sagte weiter, gefährdete Personen sollten sich aber, wie von der Ständigen Impfkommission empfohlen, „jetzt gegen die Schweinegrippe impfen lassen“. Nach Schätzungen des Robert-Koch-Institutes (RKI) sterben in Deutschland jeden Winter durchschnittlich 8000 bis 11 000 Menschen an der saisonalen Influenza. Betroffen seien meist ältere, kranke Patienten.

Am Freitag waren in Deutschland drei weitere Menschen an der Schweinegrippe gestorben. Darunter erstmals eine Frau, die durch keine weiteren Erkrankungen ohnehin geschwächt war. Insgesamt sind bislang mindestens sechs Menschen an dem H1N1-Virus gestorben.

Der Virologe Michael Pfleiderer erwartet, dass die Impfmüdigkeit der Deutschen bei der Schweinegrippe bald verschwinden wird. „Ich weiß, dass die Stimmung über Nacht umschlägt, sobald wie jetzt in den USA die Zahl der Schwerkranken steigt und die Krankenhausbetten knapp werden“, sagte der Impfstoff-Experte vom Paul-Ehrlich-Institut der „WirtschaftsWoche“. In der Ukraine, wo wegen der Schweinegrippe seit Freitag die Schulen geschlossen sind und Kinovorführungen und Konzerte abgesagt wurden, sind nach offiziellen Angaben jetzt 48 Menschen an dem Virus gestorben.

In Berlin melden sich laut Gesundheitsverwaltung immer mehr Patienten, in der zweiten Oktoberhälfte zählte die Behörde insgesamt 923 Fälle. Ab Ende kommender Woche könnten sich die Berliner bei mehreren hundert niedergelassenen Ärzten impfen lassen, teilte die Behörde weiter mit. Die vorhandenen Mengen des Impfstoffes „Pandemrix“ sind allerdings noch begrenzt. Bislang trafen in Berlin insgesamt 102 000 Impfdosen ein, in den nächsten Wochen wird nur mit rund 60 000 Impfdosen wöchentlich gerechnet. Hersteller GlaxoSmithKline hat versprochen, den geforderten Impfstoff bis Anfang 2010 zu liefern.

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