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Papst Benedikt XVI.

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Update

Papa ante Reichstag: Papst spricht im Bundestag

Premiere im Bundestag: Mit Papst Benedikt XVI. spricht im kommenden Jahr erstmals ein katholisches Kirchenoberhaupt vor dem deutschen Parlament. Die Reaktionen sind unterschiedlich. Christian Ströbele will sogar den Plenarsaal verlassen.

Der Pontifex habe eine entsprechende Einladung angenommen, teilte Bundestagspräsident Norbert Lammert am Donnerstag in Berlin mit. Da Papstreden vor Parlamenten Seltenheitswert haben, unterstreicht der Plan die Bedeutung, die Benedikt seinem ersten offiziellen Besuch im Heimatland beimisst.

Aus den Partei- und Fraktionsführungen habe er „Signale der Zustimmung“ erhalten, erklärte Lammert, der den Papst nach eigenen Angaben bereits vor Jahren in den Bundestag eingeladen hatte. „Ich freue mich, dass der Papst aus Anlass seines offiziellen Besuches meiner Einladung gefolgt ist (...).“ Die Grünen-Fraktion meldete Bedenken an.

„Der Deutsche Bundestag ist zu Recht zurückhaltend bei der Einladung ausländischer Staatsgäste“, sagte der Geschäftsführer der Grünen- Fraktion, Volker Beck. „Der Papst ist in erster Linie das Oberhaupt einer Religionsgemeinschaft.“ Daraus ergebe sich die Frage, welche Repräsentanten anderer Religionsgemeinschaften künftig eingeladen werden sollten.

Christian Ströbele (Grüne) will sogar den Plenarsaal zu verlassen, wenn der Papst im Parlament sprechen wird. „Ich halte davon nichts“, sagte er der „Mitteldeutschen Zeitung“ (Onlineausgabe). Er habe auch bei Putin und Bush den Saal verlassen. „Unserem Heiligen Vater nehme ich besonders übel, dass er sich in Lateinamerika nicht zu seiner Schuld und der seiner Kirche bekannt hat.“ Kritiker werfen der katholischen Kirche die Christianisierung der Ureinwohner vor. Vor seiner Wahl zum Papst war Joseph Ratzinger zudem in den achtziger Jahren als Präfekt der Glaubenskongregation gegen die lateinamerikanischen Befreiungstheologen vorgegangen.

Die Bedenken der Grünen gegen die geplante Papst-Rede haben indessen heftige Kritik bei der CDU ausgelöst. „Die Grünen sind einfach nur noch gegen alles und jeden“, sagte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe, dem Nachrichtenportal „Welt Online“. Er hoffe jedoch, „dass diese Dagegen-Partei über Weihnachten etwas zur Besinnung kommt. Wenn der Papst im Bundestag redet, ist dies eine große Ehre für das Parlament.“

Der SPD-Abgeordnete Rolf Schwanitz erklärte mit Blick auf den Auftritt des Papstes: „Ich habe Vorbehalte.“ Allerdings sei seine Meinungsbildung noch nicht abgeschlossen, da die Fraktion über das Thema noch nicht gesprochen habe. Schwanitz ist Mitbegründer einer Gruppe von „Laizisten in der SPD“, die auf eine stärkere Trennung von Staat und Kirche dringen.

Linke-Fraktionsvize Dietmar Bartsch, sagte der Zeitung hingegen: „Wenn George Bush geredet hat, dann darf auch der Papst reden.“ Man werde Benedikt „die gebührende Achtung“ zu teil werden lassen, es dabei aber „nicht übertreiben“.

Benedikt XVI. kommt vom 22. bis 25. September 2011 auf Einladung von Bundespräsident Christian Wulff nach Deutschland. Stationen sind Berlin, das Bistum Erfurt und das Erzbistum Freiburg. Das genaue Programm steht nach Angaben eines Sprechers der Deutschen Bischofskonferenz voraussichtlich erst im Mai fest. Es soll große Gottesdienste und Messen, Treffen mit Jugendlichen und mit Vertretern anderer Kirchen geben.

Auftritte von Päpsten in Parlamenten gibt es nicht oft. Benedikt hatte bei seinem Staatsbesuch im September in Großbritannien als erster Papst in der traditionsreichen Westminster Hall in London gesprochen, die an das Parlamentsgebäude angrenzt – vor etlichen Parlamentariern. Johannes Paul II. trat unter anderem vor Italiens Parlament und vor das Europaparlament in Straßburg. (dpa/dapd)

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