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Papst-Kritik: Vatikan gesteht Fehler - Merkel mischt sich ein

Angesichts anhaltender Kritik wegen der Versöhnung mit dem Holocaust-Leugner Richard Williamson hat der Vatikan "Management-Fehler" eingeräumt. Das reicht Bundeskanzlerin Merkel nicht aus - sie verlangt klare Worte vom Papst.

Benedikt und allen seinen Mitarbeitern liege auch künftig an guten Beziehungen zum Judentum, bekräftigte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone der italienischen katholischen Zeitung "Avvenire". Die Pius-Priesterbruderschaft habe sich von Äußerungen ihres Mitbruders Williamson distanziert und den Papst "für diese unerfreuliche Episode um Verzeihung gebeten", erinnerte Bertone. Der Papst selbst habe sich am vergangenen Mittwoch klar dazu geäußert, "die Angelegenheit ist aus meiner Sicht beigelegt". Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schaltete sich am Dienstag in die Debatte ein und forderte vom Papst klare Worte. Die bisherige Klarstellung sei aus ihrer Sicht "noch nicht ausreichend erfolgt".

Wenn durch eine Entscheidung des Vatikans der Eindruck entstehe, dass der Holocaust geleugnet werden könne, dürfe dies nicht ohne Folgen im Raum bleiben, sagte Merkel in Berlin. "Es geht darum, dass vonseiten des Papstes und des Vatikans sehr eindeutig klargestellt wird, dass es hier keine Leugnung geben kann."

Fehler im Management werden eingeräumt

Die Aufhebung der Exkommunikation der vier erzkonservativen Bischöfe habe nichts mit den "unglückseligen Äußerungen" des Bischofs zu tun, bekräftigte Bertone. Benedikt hatte die Exkommunikation der vier traditionalistischen Bischöfe, darunter Williamson, zurückgenommen. Dieser Schritt hatte vor allem bei Juden weltweit Empörung und Unverständnis ausgelöst.

"Es sind mit Sicherheit Fehler im Management der Kurie gemacht worden", sagte der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper in einem Interview von Radio Vatikan. Der Kardinal zeigte sich zutiefst besorgt über die durch die Rücknahme der Kirchenstrafe ausgelöste Debatte und sprach von einem entscheidenden "Mangel an Kommunikation im Vatikan". Dabei nahm er auch Bezug auf ähnliche "Betriebsunfälle" des deutschen Pontifex - wie etwa die Regensburger Rede, die 2006 durch ein Zitat über den Islam heftige Proteste in der islamischen Welt ausgelöst hatte.

Viel Unmut innerhalb des Vatikans

Nach Kaspers Worten handelt es sich gewissermaßen um eine "Teil- Rehabilitierung" der Traditionalisten. Ein Hindernis sei sozusagen weggenommen worden, "um in das Gespräch mit der Lefebvre-Bewegung eintreten zu können - über eine ganze Reihe theologischer Fragen".

Die Kritik an der Entscheidung des Papstes nimmt unterdessen auch in der katholischen Kirche weiter zu. In seiner Gemeinde herrsche viel Unmut über das Vorgehen des Vatikans, sagte der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode am Dienstag dem Sender NDR info. Ein Holocaust-Leugner dürfe in der Kirche nicht geduldet werden. Ausdrücklich nahm Bode den Papst dabei in Schutz. Benedikt habe die Hand ausstrecken wollen. Dabei sei er aber schlecht beraten gewesen.

"Entschuldigung von hoher Stelle"

Am Montag hatte bereits der Mainzer Kardinal Karl Lehmann eine "Entschuldigung von hoher Stelle" verlangt. Im SWR kritisierte Lehmann die päpstliche Kommission, die für die Wiedereingliederung der Pius-Bruderschaft zuständig war. Ob aus Unwissenheit oder Fahrlässigkeit - "es müssen auch Konsequenzen her für diejenigen, die dafür verantwortlich sind", sagte Lehmann dem Sender. Benedikts Entscheidung, Williamson entgegenzukommen, sei eine Katastrophe für alle Holocaust-Überlebenden. Der Papst müsse auch klarstellen, dass die Leugnung des Holocaust kein beliebiges Kavaliersdelikt sei.

Auch der Papst-Schüler Wolfgang Beinert forderte den Vatikan zum Handeln auf. Es müsse von der Bruderschaft eine Erklärung verlangt werden, wonach das Zweite Vatikanische Konzil anerkannt werde, samt der Erklärungen über Religionsfreiheit und das Verhältnis zu den Juden, sagte Beinert in Regensburg dem Bayerischen Rundfunk. Der Theologie-Professor Beinert war früher Assistent von Joseph Ratzinger und übernahm später wie der heutige Papst einen Dogmatik-Lehrstuhl an der Regensburger Universität.

Nach Beinerts Einschätzung ist das Vorgehen von Benedikt XVI. in der 2000-jährigen Geschichte der katholischen Kirche beispiellos. Bisher hätten Gruppierungen, die im Widerspruch zum Papst standen, immer erst ihren Auffassungen abschwören müssen, bevor sie wieder aufgenommen werden konnten. Die vier Bischöfe seien aber teilweise rehabilitiert worden, ohne dass sie ihre abweichenden Auffassungen hätten revidieren müssen. Beinert bezweifelte auch, dass Rom nichts über die antisemitischen Auffassungen von Williamson gewusst habe. (sba/dpa)

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