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Papst-Rede: Proteste flauen ab

Nach tagelangem Aufruhr in der moslemischen Welt wegen der Islam-Äußerungen von Benedikt XVI. stehen die Zeichen wieder stärker auf Versöhnung.

Rom/Kairo - Der Papst rief zum gegenseitigen Respekt der Religionen auf, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung hervorgeht. Nach den teils wütenden Demonstrationen der vergangenen Tage gab es in der moslemischen Welt am Dienstag kaum noch Proteste. Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad begrüßte die Klarstellung des Papstes vom Sonntag. Auch der Imam von Rom, Sami Salem, sprach nach anfänglicher Kritik von der Chance auf einen neuen Dialog der Religionen. US-Präsident George W. Bush warb für Respekt vor dem Papst.

Der Papst bedauerte zugleich "jede Form von Gewalt" in einem Beileidtelegramm, das er an den Orden der Nonne richtete, die am Sonntag in Somalia getötet worden war. Er hoffe, dass das von der Ordensschwester vergossene Blut zur "Saat der Hoffnung" werde. Damit solle eine "Bruderschaft zwischen den Völkern geschaffen werden im gegenseitigen Respekt der religiösen Überzeugungen". Der Papst verurteilte die Tötung der Nonne zugleich als "barbarisch". Die Schwester war in Mogadischu erschossen worden, kurz nachdem somalische Islamisten zur Rache wegen der Äußerungen des Papstes zum Islam aufgerufen hatten.

In der islamischen Welt soll heute nur eine einzige Protestkundgebung stattfinden. Dabei wollten ausländische Theologiestudenten in der heiligen iranischen Stadt Ghom gegen den Papst demonstrieren. Benedikt habe seine Aussagen "abgeändert", sagte Ahmadinedschad. "Wir respektieren den Papst und all jene, die für Frieden und Gerechtigkeit sind." Noch am Montag hatte das geistliche Oberhaupt Irans, Ayatollah Ali Chamenei, den Papst scharf kritisiert und die umstrittene Rede in Regensburg als das "letzte Glied eines Komplotts für einen Kreuzzug" bezeichnet. Auch die iranische Regierung hatte den Papst zuvor noch für seine Rede angegriffen.

"Zeit für Dialog gekommen"

Der Imam der großen römischen Moschee, Sami Salem, sagte im örtlichen Rundfunksender R101, die "Zeit für einen Dialog zwischen den Religionen ist gekommen". Noch am Montag hatte Salem gesagt, die Papst-Äußerungen führten "zu einem Rückschritt von mehreren Jahren". Salem soll heute zu einem seit langem geplanten Treffen mit dem römischen Großrabbiner Riccardo Di Segni und dem französischen Kardinal Paul Poupard zusammenkommen, dem Chef des päpstlichen Rats für den interreligiösen Dialog.

Bush hält das Bedauern von Papst Benedikt XVI. über seine missverständlichen Islam-Äußerungen für "aufrichtig". Das habe er dem malaysischen Regierungschef Abdullah Ahmad Badawi bei einem Treffen am Rande der UN-Vollversammlung in New York mitgeteilt, sagte der Ostasien-Beauftragte im Nationalen Sicherheitsrat, Dennis Wilder. Der malaysische Regierungschef habe Bushs Position akzeptiert. Abdullah gehörte zu jenen Politikern in moslemischen Staaten, die von Benedikt XVI. kurz nach dessen Rede eine Entschuldigung gefordert hatten.

Der Papst hatte bei seinem Deutschlandbesuch bei einem Vortrag in Regensburg eine Äußerung des byzantinischen Kaisers Manuel II. Paläologos zitiert, wonach der Prophet Mohammed "nur Schlechtes und Inhumanes" gebracht habe. Diese Äußerung stieß auf harsche Proteste in der islamischen Welt. (tso/AFP)

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