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Politik: Papst sieht in Parlamenten „Ideologie des Bösen“

Europa, in geistig-moralischer Hinsicht „ein Kontinent der Verwüstungen“; der Kommunismus „ein notwendiges Übel“ zur Durchsetzung des Guten; die polnische Geschichte ein Lehrbeispiel „heldenhaften Muts“. Ein Loblied auf den Patriotismus; die Verdammung der Aufklärung als Wurzel allen Übels – und harte Schläge gegen die modernen Parlamente, in denen „vielleicht wieder eine neue Ideologie des Bösen am Werk“ ist, eine „andere Form des Totalitarismus“, „heimtückischer und verhohlener“, als unter allen braunen und roten Diktaturen.

Europa, in geistig-moralischer Hinsicht „ein Kontinent der Verwüstungen“; der Kommunismus „ein notwendiges Übel“ zur Durchsetzung des Guten; die polnische Geschichte ein Lehrbeispiel „heldenhaften Muts“. Ein Loblied auf den Patriotismus; die Verdammung der Aufklärung als Wurzel allen Übels – und harte Schläge gegen die modernen Parlamente, in denen „vielleicht wieder eine neue Ideologie des Bösen am Werk“ ist, eine „andere Form des Totalitarismus“, „heimtückischer und verhohlener“, als unter allen braunen und roten Diktaturen.

Das etwa sind die Hauptstränge in „Erinnerung und Identität“. Das 224 Seiten dicke Buch, das am Dienstag weltweit auf den Markt kam, beruht auf Gesprächen, die Johannes Paul II. im Jahr 1993 mit zwei befreundeten polnischen Philosophen führte. Doch von dem, was Józef Tischner und Krzysztof Michalski beitrugen und möglicherweise einwandten, ist nichts übrig geblieben. Es spricht und lehrt allein der Papst. Irgendjemand im Vatikan hat seine Worte entlang einiger nachträglich ersonnener Leitfragen aufgereiht, teilweise offensichtlich aus Einzelsätzen zusammengeflickt. Und Joaquin Navarro-Valls, der in Marketingfragen seit nunmehr zwanzig Jahren bestens bewährte Sprecher des Papstes, hat das Buch als dessen „Vermächtnis“ verkauft.

In dem neuen Buch vergleicht Johannes Paul II. die verschiedenen „Menschenvernichtungen“, die von kommunistischen Diktaturen und im Dritten Reich vorgenommen wurden und stellt sie dann auf eine Stufe mit modernen Entwicklungen: „Nach dem Sturz der Regime, die auf den Ideologien des Bösen aufgebaut waren, haben in ihren Ländern diese Vernichtungen aufgehört. Was jedoch fortdauert, ist die legale Vernichtung ungeborener menschlicher Wesen. Und diesmal handelt es sich um eine Vernichtung, die von demokratisch gewählten Parlamenten beschlossen ist, in denen man sich auf den zivilen Fortschritt der Gesellschaften und der gesamten Menschheit beruft.“ Der Papst weist darauf hin, dass ebenso wie die von ihm kritisierten modernen Parlamente auch der Deutsche Reichstag, der die „Eliminierung der Juden“ beschlossen habe, „auf demokratischem Weg“ und „ordnungsgemäß“ an die Macht gekommen sei.

Schuld an diesem Bösen in der Welt ist für den Papst das Gedankengut der Aufklärung. Sie habe versucht, Christus „aus der Geschichte Europas auszuschließen“. Diesem Grundsatz seien noch heute „nicht wenige Denker und Politiker in halsstarriger Treue ergeben“. Allerdings seien bei diesem „Denken und Handeln, als ob es Gott nicht gäbe“, auch die Kategorien von Gut und Böse verloren gegangen, sagt der Papst: „Wenn der Mensch allein, ohne Gott, entscheiden kann, was gut und was böse ist, dann kann er auch verfügen, dass eine Gruppe von Menschen zu vernichten ist.“

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