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Politik: Papst würdigt seinen Kritiker Küng

Rom - Papst Benedikt XVI. hat überraschend dem Kirchenkritiker Hans Küng eine Audienz gewährt.

Rom - Papst Benedikt XVI. hat überraschend dem Kirchenkritiker Hans Küng eine Audienz gewährt. Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls berichtete am Montag, das zweistündige Gespräch über theologische Fragen am Samstag sei in freundschaftlicher Atmosphäre verlaufen. Das Treffen habe sich auf Küngs Bemühungen um ein „Weltethos“ konzentriert. Weiteres Thema sei der Dialog zwischen Naturwissenschaften und Glauben gewesen.

Küng habe erklärt, bei seinem „Projekt Weltethos“ gehe es um gemeinsame moralische Werte der großen Weltreligionen. Der Papst habe das Bemühen ausdrücklich gewürdigt. „Der Einsatz für ein erneuertes Bewusstsein der das menschliche Leben tragenden Werte“ sei auch „ein wesentliches Anliegen seines Pontifikates“. Der Vatikan hatte Küng 1979 – zu Zeiten von Ratzingers Vorgänger als Chef der Glaubenskongregation – wegen dessen Kritik am Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit die Lehrerlaubnis entzogen. Dieser Streitpunkt kam bei dem Treffen nicht zur Sprache.

Der 77 Jahre alte Küng sagte nach der Audienz, er sei sicher, dass das Treffen in der katholischen Welt als hoffnungsvolles Zeichen gesehen werde. Denn es zeige, dass Benedikt mehr positive Absichten habe, als manche zu Beginn seines Pontifikats erwartet hätten. Es sei ein Schritt nach vorn, doch von Versöhnung wolle er nicht sprechen. Es sei vielmehr ein Zeichen gegenseitigen Respekts.

Küng hatte Ratzinger nach dessen Wahl zum Papst einen Brief geschrieben und um ein ernsthaftes Gespräch gebeten. Beide lernten sich auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil kennen. Während ihrer gemeinsamen Zeit als Professoren in Tübingen waren sie befreundet. In den 25 Jahren seit der Maßregelung Küngs durch Rom haben sie sich nur noch einmal gesehen – 1983 in Bayern.

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