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Politik: Paris geht gegen Antisemitismus vor

Chirac beruft nach Brand in jüdischer Schule Ministerrunde ein / Streit um anti-israelisches Lehrbuch

Paris (dpa). Nach einem Großbrand in einer israelischen Konfessionsschule bei Paris hat Präsident Jacques Chirac antisemitischen Gewalttaten den Kampf angesagt. „Frankreich wird keine antisemitischen Akte dulden. Die Schulen müssen ein Ort der Toleranz und des Respekts bleiben“, sagte der Staatschef am Samstag. Am Montag wollte Chirac dazu eine Ministerrunde einberufen und die Vertreter der jüdischen Gemeinde Frankreichs empfangen. Die Regierung hat unterdessen den Verkauf eines Schulbuchs mit antiisraelischen Passagen unterbunden.

Das Feuer hatte in der Nacht zum Samstag eine Schule in Gagny östlich von Paris verwüstet, die von orthodoxen Juden geleitet wird. Verletzte gab es nach Angaben der Polizei nicht, da die Schuleinrichtung gerade renoviert wird und die etwa 900 Schüler in einem Nebengebäude untergebracht sind. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft konzentrieren sich auf Brandstiftung. Innenminister Nicolas Sarkozy ordnete den Großbrand antisemitischen Kreisen zu. „Dieser Zusammenhang ist nicht zu leugnen“, sagte Sarkozy.

Um in den Schulen jeglichen Tendenzen zur Intoleranz und Gewalt vorzubeugen, rief Erziehungsminister Luc Ferry dazu auf, ein Schulbuch des Verlags Delagrave nicht mehr zu verwenden. Die Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern dürfe nicht weiter angeheizt werden. In dem Buch werden Schüler danach zu einem Rollenspiel aufgefordert, in dem zwei Palästinenser ihren „israelischen Bewachern“ erklären sollen, dass sie ihr „Gefängnis“ verlassen müssten, um die Schulprüfungen absolvieren zu können. Zudem werden die 14- bis 17-jährigen Schüler angeblich veranlasst, eine Solidaritätsadresse an einen Palästinenser zu formulieren, in der sie ihn aufrufen, „seinen Widerstand fortzusetzen, ohne die Hoffnung zu verlieren“.

Der Verlag teilte mit, einige Passagen seien schlecht redigiert worden. Der Verkauf des Buches sei bereits eingestellt worden. Der sozialistische französische Europaabgeordnete Francois Zimeray hatte zuvor einen Brief an Chirac geschrieben, in dem er sich über die einseitige Darstellung in den Büchern für berufsbildende Schulen beschwert.

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