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Im aktuellen Deutschlandtrend rückt die AfD zur zweitstärksten Partei auf.

© dpa/Oliver Dietze

Parteienforscher Jung: AfD profitiert von Debatte über Migration

Ungefähr ein Drittel der AfD-Wähler fühlt sich mit seinen Ängsten von den etablierten Parteien nicht erst genommen. Das sagt Parteienforscher Matthias Jung.

Im neuen Deutschlandtrend, der von Infratest-dimap erhoben wird, kommt die AfD erstmals bundesweit auf Platz zwei. Mit einer Wahlprognose von 18 Prozent liegt sie zum ersten Mal vor der SPD mit 17 Prozent. CDU und CSU kommen zusammen auf 28 Prozent, der tiefste Wert seit Einführung dieser Umfrage vor 20 Jahren. Im Politbarometer der Forschungsgruppe Wahlen kommt die AfD in Bayern auf zehn und in Hessen auf elf Prozent. In beiden Landtagen – gewählt wird im Oktober – war die rechte Partei bisher nicht vertreten. Matthias Jung, Geschäftsführer der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen, macht die Einengung der politischen Debatte auf das Migrationsproblem für die Erfolge der rechten Partei verantwortlich. Zu den anderen wichtigen gesellschaftlichen Fragestellungen fiele der AfD nichts ein, sie könne sich sonst nirgendwo profilieren.

Nach Jungs Analyse hat etwa ein Drittel der Wähler der AfD ein geschlossenes rechtes Weltbild. Bei den übrigen Wählern handele es sich um Menschen, die sich mit ihren Ängsten vor Veränderungen von den etablierten Parteien nicht ernst genommen fühlten. An deren Themensetzung läge es also auch, ob der Zuspruch für die AfD zurückginge. Bei den Ereignissen in Chemnitz habe sich zudem gezeigt, dass diese Wähler sehr empfindlich registrieren, dass sich die AfD mit rechtsextremen Gruppen verbindet. Deshalb reagiere die AfD geradezu panisch auf eine Beobachtung durch den Verfassungsschutz, weil diese Observation der Öffentlichkeit deutlich mache, wohin „die Richtung geht“.

Jung hält Verschweigen für einen völlig falschen Weg

Matthias Jung warnt jedoch vor der Vermutung, Politik und Medien könnten durch verringerte Aufmerksamkeit für die AfD und deren Verhalten das Anwachsen der rechten Partei verhindern.

Verschweigen sei der völlig falsche Weg im Umgang mit extremen Parteien, weil dieses Vorgehen geradezu als Bestätigung für eine von den Rechten immer wieder behauptete Partnerschaft zwischen etablierten Parteien und Medien herangezogen würde. Außerdem sei die Behauptung, die Medien würden die Alternative für Deutschland erst durch ihre Berichterstattung über sie groß machen, nicht zutreffend.

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