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Politik: Parteitag der US-Demokraten: Der Schattenwerfer (Kommentar)

Wenn man 270 Millionen Menschen nach ihrem Schönheitsideal fragt und den so gewonnenen Durchschnitt zeichnet, dann kommt eine Puppe heraus, oder Marilyn Monroe. Wenn man 270 Millionen Amerikaner nach dem idealen Präsidenten fragt, dann kommt ein Polit-Klon heraus, oder John F.

Wenn man 270 Millionen Menschen nach ihrem Schönheitsideal fragt und den so gewonnenen Durchschnitt zeichnet, dann kommt eine Puppe heraus, oder Marilyn Monroe. Wenn man 270 Millionen Amerikaner nach dem idealen Präsidenten fragt, dann kommt ein Polit-Klon heraus, oder John F. Kennedy. Präsidentschaftswahlen sind also meist auch ein John-F.-Kennedy-Ähnlichkeitswettbewerb. Zumindest so lange, wie es nicht um harte wirtschaftliche Themen geht. Von seinem gewaltsamen Tod abgesehen zeichnete Kennedy zweierlei aus: Er hatte Charisma und sah verdammt gut aus. Auf die beiden aktuellen Konkurrenten um den Präsidentenjob trifft beides nur mäßig zu. Wenn George W. Bush und Al Gore im John-F.-Kennedy-Ähnlichkeitswettbewerb antreten, dann gewinnt stets - Bill Clinton. Das machte seinen Auftritt beim Parteitag der Demokraten so heikel. Je mehr er Gore hilft, desto deutlicher demonstriert er dessen Hilfsbedürftigkeit. Je mehr er glänzt, desto mehr Schatten wirft er auf Gore. Doch wenn Clinton nicht gut ist, hilft es dem Kandidaten auch nicht. Al Gore muss schon selbst gewinnen. An seinem Aussehen kann er nichts ändern, an seinem Charisma vielleicht. Zumindest muss er den Eindruck erwecken, dass er mehr ist als nur professionell. Das ist eben der Unterschied zwischen einem Schönheitsideal und einem Präsidentenideal: Zu glatt gilt als unschön.

bul

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