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Kaufmann

© dpa

Parteiübertritt: Linke wechselt zur SPD

Begleitet von heftigen Vorwürfen an ihre alte Partei wechselt die Europababgeordnete Sylvia-Yvonne Kaufmann die Seiten. Die Politikerin trat am Donnerstag aus der Linkspartei aus und in die SPD ein.

Von Matthias Meisner

Berlin - Kaufmann war 1976 der SED beigetreten und seitdem ununterbrochen in der Partei. SPD-Chef Franz Müntefering sagte im Berliner Willy-Brandt-Haus, er begrüße die Entscheidung sehr. Zugleich warf er der Linkspartei vor, eine europafeindliche Politik zu betreiben.

Kaufmann war Anfang März auf dem Europaparteitag der Linken in Essen nicht als Kandidatin aufgestellt worden. Sie scheiterte damals ebenso wie der Reformer André Brie. Kaufmann sagte, ihr sei damals „politisch quasi gekündigt worden“. Die Linke habe sich mit ihrem Nein zum Lissaboner Vertrag „endgültig einbetoniert“. Kaufmann betonte, die Linkspartei dämonisiere die SPD. Sie hoffe, dass dies in der Linken zum Gegenstand innerparteilicher Debatten werde.

Angela Marquardt, wie Kaufmann Ex-PDS- Vizechefin und heute in der SPD, sagte, die Reformer der Linken hätten Kaufmann hängenlassen. Sie sei ein „bewusst gewähltes Opfer des innerparteilichen Klärungsprozesses“. Linken-Geschäftsführer Dietmar Bartsch sagte zu Kaufmanns Entscheidung: „Ich bedauere das natürlich.“ Er habe gemeinsam mit ihr um die Erneuerung der Partei gekämpft. Die Glaubwürdigkeit Kaufmanns sei aber eingeschränkt, weil sie sich erst nach Essen zum Wechsel entschlossen habe.

Nach Informationen des Tagesspiegels bemüht sich die SPD auch, Brie zu gewinnen. Der Spitzenkandidat der SPD für das Europaparlament Martin Schulz – er hat Kaufmanns Übertritt mit vorbereitet – traf sich kürzlich mit ihm. „Er schwankt noch“, sagte Schulz. Brie betonte, gemeinsam mit anderen suche er „nach Möglichkeiten, die Blockade zwischen SPD und Linken zu lockern“. Einen Parteiwechsel aber halte er für falsch. Die Entscheidung Kaufmanns bedauerte er: „Wir hätten sie sehr gebraucht.“

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