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Politik: „PDS-Wahlkampf zu lahm“

Gysi wirft seiner Partei Selbstgerechtigkeit vor

Berlin. Der PDS-Politiker Gregor Gysi hat seiner Partei vorgeworfen, ihr Wahlkampf laufe zu gemächlich an. „Es gibt kein richtiges Wahlkampffieber“, sagte Gysi, der als Konsequenz aus der Bonusmeilen-Affäre von allen politischen Ämtern zurückgetreten war, dem „Neuen Deutschland“. „Vielleicht ist die Partei etwas zu selbstgerecht und glaubt die fünf Prozent sicher. Das ist für mich gefährlicher als die Beschreibung unseres Führungspersonals in den Medien.“

Das Spitzenteam der PDS mit Gabi Zimmer, Dietmar Bartsch, Roland Claus und Petra Pau gilt als blass, selbst nach PDS-internen Untersuchungen ist es beim Wahlvolk weitgehend unbekannt. Gysi meinte: „Die Vier haben ihre Fähigkeiten, sie müssen da selbstbewusst durch, aber die Partei insgesamt muss jetzt mehr in die Puschen kommen.“ Er selbst glaube nicht, dass sein Rückzug den Einzug der PDS in den Bundestag gefährde. „Die Wahlkampfkonstellation ist ja gar nicht so ungünstig für die PDS“, sagte er. „Die Unzufriedenheit mit der Bundesregierung und das mangelnde Vertrauen in eine bessere Politik durch Stoiber lassen der PDS eine gute Chance.“ Gysi hatte am Freitag erklärt, er wolle im PDS-Wahlkampf mitmischen, auch strebe er die Rückkehr in seine Berliner Anwaltskanzlei an. In dem Zeitungsinterview schloss er ein kurzfristiges Engagement als TV-Talkmaster aus: „So etwas steht im Augenblick für mich überhaupt nicht zur Debatte.“

Laut einer Umfrage der „Super Illu“ stehen fast zwei Drittel der Ostdeutschen – 63 Prozent – auch nach seinem Rücktritt hinter dem PDS-Politiker. 35 Prozent erklärten, mit seinem Rücktritt habe er sogar ein moralisches Zeichen gesetzt, das Vertrauen zu ihm sei gewachsen. Lediglich jeder Fünfte zeigte sich enttäuscht und sprach von einem Vertrauensverlust. Für 44 Prozent der befragten Ostdeutschen ist der Vertrauensverlust „unsinnig“. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) sagte dem „Spiegel“, Gysis Rücktritt trage „pharisäerhafte Züge“. Der Berliner Wirtschaftssenator habe sich „aus der mühseligen Alltagsverantwortung davongestohlen“. Matthias Meisner

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