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Wer gibt hier wem Ratschläge? Martin Schulz unterhält sich Ende Oktober 2012 am Rande einer SPD-Vorstandsitzung mit Peer Steinbrück, der damals gerade zum Kanzlerkandidat ausgerufen worden war.

© Tim Brakemeier/dpa

Peer Steinbrück und die SPD: Das politische Tourette-Syndrom

Er hat es schon wieder getan: Peer Steinbrück attackiert die eigenen Genossen mit harten Worten. Warum macht der Ex-Finanzminister das? Ein Kommentar.

Von Hans Monath

Wie nennt man einen Menschen, der genau weiß, dass es falsch ist, was er tut, – und es dennoch nicht lassen kann? „Ich habe um Himmels willen nichts zu raten“, hat Peer Steinbrück einer Zeitung gesagt und dazu Johannes Rau zitiert: „In dem Wort Ratschläge stecken ja auch immer Schläge.“ Dem Satz des sozialdemokratischen Übervaters folgten sogleich Schläge der härteren Art – und sie alle prasselten auf die SPD hernieder, deren Kanzlerkandidat der Ex-Finanzminister vor nur vier Jahren war.

An mangelnder Solidarität der eigenen Genossen war seine Kampagne damals nicht gescheitert. Während die mit zusammengebissenen Zähnen zu ihm hielten, produzierte der Kandidat unsensibel, störrisch und hochfahrend einen Fehler nach dem anderen, bis er den Namen „Pannen-Peer“ trug und seinen Umfragevorsprung heruntergewirtschaftet hatte. Sich selbst groß zu machen, indem er die SPD erniedrigt, diesen Mechanismus hat den Ex-Finanzminister sein politisches Leben lang bedient.

Unangenehm für die SPD ist nur: Steinbrück übertreibt, aber er trifft meistens heikle Punkte. In der Medizin gibt es das Tourette-Syndrom. In diesem Fall ist das Phänomen wohl nicht genetisch bedingt, aber zwanghaft ist Steinbrücks SPD-Bashing-Tick ganz sicher.

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