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Liu Xia mit einem Bild ihres Ehemannes, Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo.

© Reuters

Peking: Lius Frau soll unter Hausarrest stehen

Die Repression kam prompt: Chinas Staatsmacht hat die Ehefrau des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo unter Hausarrest gestellt, berichten Menschenrechtler. Dabei war zuvor noch der Besuch von Liu Xia bei ihrem inhaftierten Ehemann arrangiert worden.

In Peking ist die Ehefrau des frisch gekürten Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation unter Hausarrest gestellt worden. Zwar werde Liu Xia keine Straftat vorgeworfen, sie dürfe ihre Wohnung aber nicht verlassen, teilte die US-Organisation Freedom Now am Sonntag auf ihrer Website mit. Frau Liu hatte zuvor ihren inhaftierten Mann im Gefängnis der 500 Kilometer von Peking entfernten Stadt Jinzhou besuchen dürfen. Nach der Entscheidung des Nobelpreis-Komitees vom Freitag war die chinesische Polizei mit harter Hand gegen Freunde und Unterstützer des Menschenrechtlers Liu vorgegangen.

Die Polizei hatte zuvor das Treffen in der Stadt Jinzhou arrangiert, wie das Hongkonger Informationszentrum für Demokratie und Menschenrechte unter Hinweis auf die Familie berichtete. In Jinzhou sitzt Liu Xiaobo eine elfjährige Haftstrafe ab. Liu Xiaobo habe mit Tränen auf die freudige Nachricht aus Oslo reagiert. "Die Auszeichnung ist für die Märtyrer vom Platz des Himmlischen Friedens", sagte Liu nach Angaben von Freedom Now. Der Bürgerrechtler hatte sich unter anderem an den blutig niedergeschlagenen Protesten auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989 beteiligt.

Die Nachricht von dem Treffen war das erste Lebenszeichen der seit Samstag in Polizeibegleitung verschwundenen Ehefrau Liu Xia. Die Polizei hatte Liu Xia am Samstag zum Verlassen Pekings aufgefordert und ihr dafür das Treffen mit ihrem Mann in Aussicht gestellt. Sie äußerte aber bereits die Sorge, dass man sie unter Hausarrest stellen würde. Nach Angaben von Freedom Now dürfe Frau Liu keinen Besuch mehr in ihrer Wohnung empfangen und kein Mobiltelefon mehr benutzen.

Nach der Verleihung des Friedensnobelpreises an den führenden Kopf der Demokratiebewegung ging die Polizei mit harter Hand gegen Freunde und Unterstützer vor. Dutzende wurden festgenommen, unter Hausarrest gestellt oder verschwanden. Mindestens 20 Aktivisten wurden allein bei einer Feier am Freitagabend festgenommen. Weitere Festnahmen folgten am Wochenende. Die Mobiltelefone zahlreicher Dissidenten waren entweder abgeschaltet oder besetzt.

Das Osloer Nobelkomitee hatte den Bürgerrechtler Liu Xiaobo für "seinen langen und gewaltlosen Kampf für fundamentale Menschenrechte" geehrt. Der 54-Jährige gilt als führender Kopf hinter der "Charta 08", einem Aufruf für Demokratie und Menschenrechte in China. Chinas Regierung hatte empört reagiert und Liu Xiaobo als "Kriminellen" bezeichnet. Hingegen stieß die Auszeichnung im Westen auf große Zustimmung.

In einem Appell forderte Bundestagspräsident Norbert Lammert die chinesische Regierung am Sonntag zur Freilassung Lius auf: "Nehmt die Botschaft dieses Preise ernst. Lasst Liu Xiaobo frei und gebt ihm die Gelegenheit, den Preis in Oslo entgegenzunehmen und die Botschaft dieses Preises nach Peking zurückzubringen." (dpa)

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