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Politik: Pekings Warnung

Erstmals seit 2008 lässt China Flüchtlinge aus dem Norden Koreas in den Süden ausreisen – offenbar aus Ärger über einen geplanten Satellitenstart.

Fast drei Jahre lang haben sich fünf nordkoreanische Flüchtlinge in der südkoreanischen Botschaft in Peking versteckt gehalten, nun durften sie nach Medienberichten überraschend nach Südkorea ausreisen. Normalerweise betrachtet Peking nordkoreanische Flüchtlinge als Wirtschaftsflüchtlinge und schickt sie in ihre Heimat zurück, wo ihnen langjährige Haft, Folter oder sogar die Todesstrafe drohen. Die fünf Nordkoreaner aber dürften ihre Ausreise einem geplanten Satellitenstart Nordkoreas verdanken. Dieser wird von vielen Ländern als getarnter und verbotener Langstreckenraketentest angesehen. Auch China missbilligt den Raketentest – und dürfte mit der Ausreisegenehmigung eine Warnung an Nordkorea geschickt haben.

Nordkoreas totalitäres Regime unter dem neuen Führer Kim Jong Un aber lässt sich vor dem geplanten Start des Satelliten „Gwangmyungsung 3“ nicht unter Druck setzen. Im Gegenteil, es droht nach einem Bericht der in Japan erscheinenden pronordkoreanischen Zeitung „Chosun Shinbo“ mit einem erneuten Atomtest, falls die internationale Gemeinschaft auf den Satellitenstart mit neuen Sanktionen reagieren sollte. Die USA haben bereits ihre im März vereinbarten Lebensmittelhilfen gestoppt. Japan lehnte eine Einladung zur Beobachtung des umstrittenen Ereignisses ab. Mit dem Satellitenstart, der für die Zeit vom 12. bis zum 16. April geplant ist, will Nordkorea den 100. Geburtstag des verstorbenen Staatsgründers Kim Il Sung am 15. April feiern. Satellitenbilder zeigen bereits Vorbereitungen an der Abschussrampe in Tongchang-dong. Ein erfolgreicher Satellitenstart soll auch die Position des jungen neuen Führers Kim Jong Un stärken.

Unter der Überschrift „Starke Antwort auf die Provokation“ vergleicht die Zeitung „Chosun Shinbo“, die als Sprachrohr der nordkoreanischen Führung gilt, die Situation mit 2009. Damals wurde Nordkorea international geächtet, nachdem das Land eine Langstreckenrakete mit dem Satelliten „Gwangmyungsung 2“ gestartet hatte. „Im Mai 2009 unternahm unsere Republik den zweiten Nukleartest als Reaktion der Selbstverteidigung auf die Sanktionen des UN-Sicherheitsrates“, schreibt die Zeitung. Auch der Druck aus den USA werde nichts nützen: Korea habe noch nie einen Plan zurückgezogen, der bereits verkündet worden und der mit seiner Unabhängigkeit verbunden sei.

Von der internationalen politischen Auseinandersetzung dürften nun immerhin sieben weitere nordkoreanische Flüchtlinge profitieren, die in Südkoreas Botschaften in Shenyang und Schanghai ausharren. Nach Medienberichten soll China erwägen, sie ebenfalls ausreisen zu lassen. Seit 2008 hatte China Botschaftsflüchtlinge nicht mehr aus dem Land gelassen.

Tausende Nordkoreaner fliehen jährlich vor Hunger und Repression aus ihrem verarmten Heimatland nach China. Dort müssen sie mit Verfolgung durch chinesische Behörden rechnen. Auch die Tochter eines ehemaligen südkoreanischen Kriegsgefangenen in Nordkorea hatte sich vor knapp drei Jahren in die Botschaft in Peking gerettet – gemeinsam mit ihrem 17-jährigen Sohn und ihrer 21-jährigen Tochter. Seitdem saßen sie dort fest, während ihre Schwester in Südkorea auf ihre Rückkehr hoffte. „Wir warteten seit drei Jahren wie auf Kohlen – jetzt werden wir jubeln“, sagte Young Suk, nachdem sie die Nachricht von der Ausreise ihrer Schwester erfahren hatte.

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