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Politik: Personalchef Benedikt

Die wichtigsten Männer um den Papst sind zu alt fürs Regieren im Vatikan – Neubesetzungen stehen an

Mit dem Weltjugendtag hat Benedikt XVI. den sperrigsten Teil der Hinterlassenschaft Johannes Pauls II. abgehakt. In Rom wurde währenddessen das päpstliche „Appartamento“, das Benedikts Vorgänger mehr als 26 Jahre lang bewohnt hatte, von Grund auf renoviert, wochenlang bei weit geöffneten Fenstern durchgelüftet und nach Ratzingers Vorstellungen eingerichtet.

Nachdem auch der Seligsprechungsprozess für Johannes Paul II. an die Bürokratie delegiert  ist, die Zahl der Audienzen  zurückgefahren wurde und weitere Verpflichtungen des Papstes nicht absehbar sind, kann Benedikt XVI. beginnen, seinen eigenen Weg zu gehen. Erwartet werden – neben der ersten, „programmatischen“ Enzyklika und einem Buch – tiefgreifende personelle Umbesetzungen. Infolge der Stagnation in den letzten Amtsjahren Johannes Pauls II. befindet sich mehr als ein Drittel der Kurienkardinäle im oder über dem kirchlichen Pensionsalter von 75 Jahren – als ranghöchster der Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano.  

Wer ihm, wohl schon in wenigen Monaten, nachfolgen wird, ist offen. Die Spekulationen sind verstummt, seit Benedikt XVI. in unerwarteter Weise den theologisch zuvor nicht aufgefallenen Amerikaner William Joseph Levada zum Chef der Glaubenskongregation gemacht hat. Nun traut man Ratzinger alle möglichen Überraschungen zu.

Die nächstliegenden Kandidaten für das höchste politische Amt des Vatikans wären der erfahrene Diplomat und „Außenminister“ Giovanni Lajolo sowie „Innenminister“ Leonardo Sandri. Auch Giovanni Battista Re, der energisch-effiziente Chef der Bischofskongregation, wird als  Nachfolger Sodanos gehandelt. Nach seinem auch in Köln bekundeten Wunsch nach religiöser Zusammenarbeit mit den Muslimen wird Benedikt für das Staatssekretariat wohl einerseits eine starke, bestimmende, andererseits eine für den Dialog offene Figur suchen müssen.

Wichtig für die „Ostkontakte“ des Vatikans ist auch die Kongregation für die Orientalischen Kirchen. Der syrische Kardinal Ignace Moussa I. Daoud, der sie zurzeit leitet, wird im September 75 Jahre alt. Offenbar gestärkt ist die Position von Walter Kasper, 72, auch wenn dieser sich mit Joseph Ratzinger, vor dessen Wahl zum Papst, immer wieder fachtheologische „freundliche“ Auseinandersetzungen geliefert hat. Kasper ist als Chefökumeniker des Vatikans der höchste Kontaktmann des Papstes gegenüber den nicht gerade „pflegeleichten“ Orthodoxen und gegenüber den Juden.

Gesucht wird ferner vor allem ein neuer Leiter für die Klerus-Kongregation; der Kolumbianer Dario Castrillon Hoyos, der im Frühjahr schon als „papabile“ gehandelt worden war, ist 76 Jahre alt. Ferner schreiben italienische Zeitungen, Benedikt XVI. wolle auf der Suche nach einem neuen Erscheinungsbild auch Piero Marini ablösen, den für das Design der Papstgottesdienste zuständigen Zeremoniar.

Noch wichtiger für das Bild in der Öffentlichkeit ist Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls. Seine Art, den Papst zu managen, stößt insbesondere bei deutschen Kirchenleuten und Journalisten seit längerem auf Unbehagen – noch viel mehr, seit ein Deutscher Papst ist. Nach der  großen Publicity-Schlacht des Weltjugendtags wäre der Weg für eine Umbesetzung der Sprecherstelle frei. Ob der Papst das will, weiß man allerdings nicht.

Als Indiz dafür, dass Benedikt XVI. eingefahrene Wege seines Vorgängers verlassen will, gilt das unvermittelte Auftauchen seines früheren Mitarbeiters  Tarcisio Bertone in Südtirol. Der Genueser Kardinal sollte für 2006 einen neuen päpstlichen Urlaubsort auskundschaften; zuletzt hatte Benedikt XVI. noch das Chalet Johannes Pauls II. im Aostatal bewohnt. 

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