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Personlausweis: Ausgewiesene Sicherheit

Der Personalausweis sei sicher, sagte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. Doch geht es um die Benutzung im Internet, gibt es Zweifel.

Der neue Personalausweis soll vor allem den sicheren Umgang mit Daten im Internet erleichtern. Besitzer sollen sich online ausweisen und Verträge mittels gespeicherter elektronischer Unterschrift abschließen können. Was in der analogen Welt Alltag ist, soll damit auch in der digitalen möglich sein. Der neue Ausweis hat zu diesem Zweck einen eingebauten Computerchip, der die Identifizierung und die digitale Unterschrift ermöglicht. Freiwillig können zusätzlich Fingerabdrücke gespeichert werden, die zum Beispiel Passkontrollen am Flughafen erleichtern sollen. Wer das nicht möchte, kann den Fingerabdruck verweigern sowie Identifizierung und Signatur ausschalten lassen. „Der Personalausweis ist sicher“, heißt es im Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).

Doch entgegen der Amtsmeinung gibt es Zweifel an der Sicherheit, sobald es um die Nutzung des Ausweises im Netz geht. So haben der Chaos Computer Club (CCC) und die ARD-Sendung „Plusminus“ bei einem Test Sicherheitslücken in der Datenübertragung festgestellt. Um die Ausweisfunktion am heimischen Computer zu nutzen und sich online zu identifizieren, braucht man ein Lesegerät. Angeblich soll eine günstige Basis-Ausführung genügen, um die Daten sicher zu übermitteln. Auf dieses Gerät wird der Ausweis gelegt und zusätzlich eine geheime sechsstellige PIN-Nummer über die Computertastatur eingegeben. Diese einfachen Lesegeräte habe die Plusminus-Redaktion nun geprüft, teilte der WDR mit. Für Betrüger sei es demnach problemlos möglich, sensible Daten abzufangen – inklusive der geheimen PIN-Nummer.

„Das Problem sind Trojaner auf dem Computer“, sagte CCC-Sprecher Frank Rosengart. „Wenn die PIN über die Tastatur eingegeben wird, dann können die Trojaner die PIN mitlesen und bei Transaktionen die Daten abfangen.“ Dem BSI sei diese Problematik bekannt, sagte eine Sprecherin. Der Personalausweis-Experte der BSI, Jens Bender, sagte der Nachrichtenagentur dpa, Nutzer müssten regelmäßig die Software aktualisieren, eine Firewall einrichten und einen aktuellen Virenschutz installieren.

„Damit wird die Verantwortung auf den Kartenbesitzer übertragen“, sagte Peter Schaar, Bundesdatenschutzbeauftragter. „Das ist an sich schon höchst problematisch. Dazu kommt dann die Frage: Was ist, wenn jemand diesen Service eines Tages im Hotel oder im Internetcafé nutzen will?“ In diesem Fall könne er ja nur schlecht für den Virenschutz des Computers bürgen.

Mehr Schutz könnten sogenannte Standard- und Komfortgeräte bieten. Diese haben ein eigenes Display und eine eigene Tastatur, Computerviren können ihnen nichts anhaben. Allerdings sind diese Geräte deutlich teurer: Während die Basisvariante etwa 14 Euro kosten soll, können die Komfortgeräte zwischen 50 und 100 Euro kosten. Die Regierung unterstützt die Ausgabe von Basisgeräten, um auch weniger finanzstarken Bürgern die Netzidentifizierung zu ermöglichen. „Wir wollen die Leute an die Technik heranführen“, sagte eine BSI Sprecherin. 1,5 Millionen dieser „Basis-Leser“ sollen von den Geräteanbietern zum Start kostenlos an Bürger ausgegeben werden, die Regierung steuert dafür 24 Millionen Euro bei.

Wer die zweite große Neuerung des Ausweises – die elektronische Unterschrift – nutzen will, der muss ohnehin tiefer in die Tasche greifen. Die Aktivierung wird zwar auf dem Amt freigeschaltet, muss aber zusätzlich bei einem externen Anbieter wie zum Beispiel der Telekom beantragt werden. Kosten: bisher unbekannt. Zusätzlich muss ein Komfortlesegerät gekauft werden, nur dieses kann die Signatur lesen.

Auch der neue Ausweis an sich wird teurer als sein Vorgänger. Während hier die Kosten bei rund acht Euro lagen, müssen Personen unter 24 Jahren zukünftig 22,80 Euro zahlen, ihr Ausweis ist dann sechs Jahre gültig. Für über 24-Jährige kostet das Dokument 28,80 Euro und gilt zehn Jahre.

Der Test ist ein erheblicher Imageschaden – für die Behörden und die Regierung. In der Koalition wird nun bereits eine Verschiebung des neuen Ausweises gefordert. Falls es Sicherheitsmängel gäbe und diese nicht rechtzeitig behoben würden, „muss der elektronische Personalausweis später eingeführt werden“, sagte der FDP-Bundestagsabgeordnete Manuel Höferlin.

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