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Pflege: Immer mehr Pflegefälle

Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt - doch die Zahl der Pflegekräfte steigt nicht ausreichend mit.

Berlin - Im Gesundheitswesen entstehen zwar immer mehr neue Jobs, dennoch warnen Politiker und Experten von einem Mangel an Altenpflegern. Allein 2007 ist die Zahl der Pflegebedürftigen um sechs Prozent auf 2,25 Millionen Menschen gestiegen, 709 000 wurden davon in Pflegeheimen betreut. Für 2008 werden ebenfalls rund sechs Prozent mehr Bedürftige erwartet. Im Jahr 2007 stieg die Zahl der Pflegekräfte aber nur um ein Prozent – derzeit gibt es bundesweit 576 000 Vollzeitstellen. „Das reicht nicht. Es gibt zu wenig Bewerber für die Pflegeberufe, vor allem wenn man bedenkt, was auf uns zukommt“, sagt Johanna Knüppel vom Berufsverband der Pflegekräfte DBfK.

Bis zum Jahr 2050 könnten Studien zufolge 3,5 Millionen Menschen bundesweit auf Pflege angewiesen sein, davon mehr als 2,2 Millionen in Heimen. Kaum ein Jugendlicher ziehe jedoch einen pflegerischen Beruf in Betracht, sagte Knüppel. Unter den 25 meistgenannten nichtakademischen Wunschberufen tauche „Altenpfleger“ seit Jahren nicht auf. Nur wenn die Branche als Ganzes an Attraktivität gewinnen würde, bestünde die Chance, auch künftig genügend Fachkräfte zu finden. Gerade in Berlin bekommen Vollzeitfachpfleger aber oft nur knapp 1500 Euro brutto im Monat – Tarifverträge sind selten, klagen Vertreter der Gewerkschaft Verdi. In Dänemark etwa gibt es für Pfleger bis zu 1200 Euro mehr im Monat. Mehr Anstrengung aus der Politik, um das Image der Pflegeberufe zu verbessern, fordert Willi Zylajew, Pflege experte der CDU-Bundestagsfraktion. „Von allein jedenfalls werden nicht ausreichend viele Jugendliche in diesen Beruf gehen wollen“, sagt Zylajew. Obwohl die Gesundheitsbranche wachse, gebe es vor allem in einigen stationären Einrichtungen schon jetzt nicht genug Mitarbeiter.

Die Personalausstattung in Pflegeeinrichtungen ist nicht gesetzlich geregelt, sondern wird über Verträge zwischen Heimen, Ländern und Pflegekassen festgelegt. Bisher gibt es nur wenige Studien darüber, wie viel Mitarbeiter ein gutes Heim braucht. Viel hängt von der Effizienz der Heimverwaltung und der Pflegebedürftigkeit der Bewohner ab. Die Gewerkschaft Verdi fordert für zwei Bewohner der Pflegestufe I mindestens einen ganztags beschäftigten Pfleger. Derzeit gilt eine Vollzeitkraft für mehr als vier Bewohner der Pflegestufe I als angemessen. Im kommenden Jahr sehen etwa die Verträge in Berlin eine leichte Anhebung der Personalausstattung vor.

Der „Pflegeheimführer Berlin 2008“ vom Tagesspiegel kostet 9,80 Euro (7,80 Euro für Abonnenten) und ist unter 030/ 26009-582 oder im Tagesspiegel-Shop (Potsdamer Str. 87, 10785 Berlin) erhältlich.

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