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Drohende Überlastung: Ohne Pflegekräfte läuft nichts auf den Intensivstationen.

© Jacky Muniello/dpa

Exklusiv

Pflegekräfte-Mangel als Nadelöhr: Grüne fordern Sofortprogramm für Intensivstationen

Wenn man Pflegekräfte weiter so überlaste, drohe die Versorgung auf Intensivstationen zu kollabieren, warnen die Grünen. Sie fordern ein Sofortprogramm.

In einem Eilantrag zur Coronakrise fordern die Grünen kurzfristige Maßnahmen, um eine Überlastung von Pflegekräften auf Intensivstationen zu vermeiden. Auf Intensivstationen gehe es „jeden Tag um Leben oder Tod“, sagte die pflegepolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Kordula Schulz-Asche, dem Tagesspiegel Background Gesundheit & E-Health. „Wenn die Covid-19-Infektionszahlen jetzt nicht schnell sinken, droht die Intensivversorgung nach Monaten der Überlastung endgültig zusammenzubrechen.“ 

Um das zu verhindern sei vor allem dreierlei nötig, heißt es in dem Vorstoß, der heute Nachmittag von der Bundestagsfraktion beschlossen werden soll. Um Anreize für den Wiedereinstieg ausgebildeter Fachkräfte zu schaffen, müsse ein „WellComeback”-Sofortprogramm aufgelegt werden. In konzertierter Aktion von Pflegebranche, Krankenhausgesellschaft, Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften sei eine „Pflege-Notfallreserve“ für Notsituationen wie die gegenwärtige Pandemie aufzubauen. Und um die Versorgungskontinuität zu erhöhen, müsse auch die Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz forciert werden. Dazu gehöre etwa, „auf Maßnahmen der Verlängerung der täglichen Höchstarbeitszeit und zur Verkürzung der Ruhezeiten zu verzichten“. Das Pflege-, Assistenz- und Betreuungspersonal habe kontinuierliche Schulungen zum Umgang mit Covid-19 erhalten. Und bei Bedarf müsse auch psychologische Betreuung gewährleistet sein.

Jetzt in der Coronakrise zeige sich, dass der seit Jahren bekannte Mangel an Pflegefachkräften in diesem Bereich „zum Nadelöhr der Versorgung wird“, sagte Schulz-Asche. Man müsse jetzt schnell gegensteuern und dafür sorgen, dass Pflegeprofis ihr Wissen und ihre Erfahrung in die Versorgung einbringen könnten. „Wir wollen den Pflegefachkräften den Rücken stärken, indem wir kurzfristig für mehr Personal sorgen und eine engere Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe ermöglichen.“

Jedenfalls genügt es aus Grünen-Sicht nicht, sich bei den Behandlungskapazitäten nur auf die Zahl der vorgehaltenen Betten zu kaprizieren. Es sei gleichzeitig eine personelle Mindestbesetzung durch Pflegefachkräfte sicherzustellen, heißt es in dem Antrag. In den Krankenhäusern seien wissenschaftliche Personalbemessungsinstrumente einzuführen, die das Qualifikationsniveau berücksichtigten und sich am tatsächlichen Pflegebedarf der Patienten orientierten  – „auch und insbesondere in der Intensivpflege und der Pädiatrie“. Und im Teilzeit- und Befristungsgesetz sei die Möglichkeit von flexibler Vollzeit zu schaffen. Bei 30 bis 40 Stunden pro Woche könnten Beschäftigte mit diesem Instrument dann „leichter ihren Arbeitszeitumfang bedarfsgerecht nach oben oder unten anpassen“.

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