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Philippinen: Neue Gewalt

Vier Jahre nach der Waffenruhe greifen muslimische Rebellen wieder an. Seit zwei Tagen werden die Kämpfe immer brutaler. Ein Sprecher, der Moro Islamic Liberation Front (MILF) sagte, die Kämpfe zeigten, wie frustriert viele Rebellen über den stockenden Friedensprozess seien.

Auf der südphilippinischen Insel Mindanao sind bei Gefechten zwischen Regierungstruppen und Separatisten der Moro Islamic Liberation Front (MILF) Dutzende Zivilisten, Soldaten und Rebellen umgekommen. Die Kämpfe, unmittelbar geht es um die Kontrolle über einzelne Dörfer, sind die heftigsten seit dem Jahr 2004. Damals vereinbarten beide Seiten eine Waffenruhe, welche bis vor kurzem weitgehend gehalten hatte. „Die von der MILF ausgehenden Vorfälle kommen einer Kriegserklärung gleich“, sagte der philippinische General Alexander Yano. Präsidentin Gloria Arroyo berief den Nationalen Sicherheitsrat ein. „Ich habe Polizei und Militär angewiesen, jeden Zentimeter philippinischen Boden zu verteidigen“ , erklärte Arroyo. MILF-Sprecher Eid Kabalu sagte, es habe keinen Befehl für Angriffe gegeben: „Unsere Führung hat keine Attacken befohlen. Falls wir bestätigen können, dass unsere Truppen involviert sind, muss das aufhören. Wir haben Rückzug angeordnet.“

Im Süden der überwiegend katholischen Philippinen leben seit Jahrhunderten Muslime. Manche wollen einen unabhängigen Staat. Früher stellten Muslime auf Mindanao 75 Prozent der Bevölkerung. Durch jahrzehntelangen Zuzug von Christen aus dem Norden ist das Verhältnis heute umgekehrt. Viele Muslime fühlen sich benachteiligt. Seit knapp 40 Jahren kämpft die MILF, die nach eigenen Angaben 12.000 Männer und Frauen bewaffnet hat. Bislang kamen durch den Konflikt schätzungsweise 120.000 Menschen ums Leben. Die Rebellen kontrollieren einige Gegenden und haben dort eigene Verwaltungsstrukturen geschaffen. Ende April vertrieben MILF-Kämpfer mehr als 1000 Christen aus mehreren Dörfern. Laut MILF-Rebellen gehörte das Land ihren Vorfahren.

Anfang dieses Monats einigten sich die MILF und die Regierung generell über Landrechte im Süden. Eine seit 1996 bestehende autonome Muslimregion sollte erweitert werden. Nach Klagen von Christen verhinderte der Oberste Gerichtshof die Unterzeichnung der Vereinbarung jedoch. Richter prüfen derzeit, ob das geplante MILF-Abkommen verfassungswidrig ist oder nicht. Kurz nach Absage der Unterzeichnung kam es in Mindanao zu Gewalt. Seit zwei Tagen werden die Kämpfe immer brutaler. MILF-Sprecher Kabalu sagte, die Kämpfe zeigten, wie frustriert viele Rebellen über den stockenden Friedensprozess seien.

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