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Politik: Pillenrabatt vom Präsidenten

In den USA müssen viele Senioren ihre Arzneien selbst bezahlen. Präsident Bush will das ändern – aber ihm fehlt das Geld dazu

Das amerikanische Gesundheitswesen ist das teuerste der Welt. Das beste ist es nicht. Zwanzig Prozent der Bürger können sich keine Krankenversicherung leisten. Andere unternehmen beschwerliche Reisen, um wenigstens etwas von ihren drückenden Krankheitskosten zu sparen. Seit Jahren fahren ganze Busladungen von Senioren aus den nördlichen Bundesstaaten ins Nachbarland Kanada, um einzukaufen – und zwar in den Apotheken. Dieser schwunghafte Pillenhandel lohnt sich für die Betroffenen, weil die Preise für Arzneimittel in Kanada deutlich billiger sind.

Wer nämlich in den Vereinigten Staaten in den Ruhestand geht, verliert meist den regulären Krankenversicherungsschutz seiner Firma. Dann wechselt er zu Medicare, der staatlich bezuschussten Gesundheitskasse für Alte – 1965 eingeführt vom damaligen Präsidenten Lyndon B. Johnson. Den Steuerzahler kostet dieser Krankenschutz für Alte mittlerweile mehr als 40 Milliarden Dollar im Jahr. Zwar sind – anders als bei den privaten Versicherern – die Prämien bei Medicare erschwinglich. Dafür aber zahlt die Kasse längst nicht alles. Die Kosten für Medikamente beispielsweise müssen die betagten Patienten aus eigener Tasche berappen – und das kann gerade im Alter teuer werden. Denn amerikanische Pharmafirmen sahnen besonders kräftig ab. Das Preisniveau in den USA gehört zu den höchsten der Welt. Die in Kanada oder Europa verkauften Tabletten dagegen sind im Durchschnitt ein Drittel billiger.

Aus diesem Grund will Präsident George W. Bush nun, die nächste Präsidentenwahl im November 2004 und seine sinkenden Umfragewerte vor Augen, die Erstattung der Medikamentenkosten in den Leistungskatalog von Medicare aufnehmen. Das wird den Steuerzahler zusätzliche Milliarden kosten. Der Kongress allerdings ist wegen des enorm gestiegenen Haushaltsdefizits bislang nur bereit, 400 Millionen Dollar für dieses Projekt zu berappen – viel zu wenig, um die Älteren tatsächlich zu entlasten.

So sinnt die Bush-Administration nun nach Auswegen. Eine Rabattkarte für Arzneien soll her, um den ärgsten Druck auf die Portemonnaies der Senioren zu nehmen. Preisnachlässe zwischen zehn und 25 Prozent will die Administration auf diese Weise durchsetzen. Den Firmen droht der Präsident, wenn sie diese Rabatte nicht freiwillig einräumen, werde er den Arzneimittelmarkt liberalisieren und Billigimporte aus Kanada sowie Europa erlauben. Bush drückt aufs Tempo. Er will die Karte – und zwar möglichst sofort. Denn nur dann kommen die Älteren noch rechtzeitig vor dem Wahltermin 2004 in den Genuss der ersten Rabatte.

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