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Pilotprojekt: De-Mail soll E-Mail sicherer machen

Mit dem Projekt „De-mail“, das diese Woche anläuft, will die Bundesregierung Sicherheitsstandards für die elektronische Kommunikation setzen. Wie funktioniert das, und wann ist der Dienst verfügbar?

Man muss gar nicht Nutzer von Hotmail sein, um sich in diesen Tagen um die Vertraulichkeit der persönlichen elektronischen Kommunikation zu sorgen. Wer heute eine E-Mail unverschlüsselt verschickt, muss damit rechnen, dass der Inhalt von dritter Seite mitgelesen oder – noch gravierender – gar verändert wird. Und ob der Absender wirklich der ist, der er vorgibt zu sein, ist nicht immer nachprüfbar. Gemeinsam mit Unternehmen und Verbänden hat das Bundesministerium des Inneren (BMI) deshalb das Projekt „De-Mail“ entwickelt. Auf dem Weg der De-Mail soll die Online-Kommunikation künftig „so einfach wie E-Mail und dabei so sicher wie die Papierpost“ werden – und damit einen Großteil des traditionellen Briefverkehrs überflüssig machen. In dieser Woche startet ein Pilotprojekt in Friedrichshafen. Im Verlauf des kommenden Jahres soll De-Mail in ganz Deutschland nutzbar werden.

Das Prinzip von De-Mail ist das eines Internetdienstes. De-Mail-Anbieter müssen dabei in einem staatlichen Zertifizierungsverfahren nachweisen, dass sie hohen Anforderungen an Sicherheit und Datenschutz genügen. Prüfstelle wird das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), das dem BMI untergeordnet ist. Geprüfte Anbieter können dann die sicheren E-Mails zur Verfüfgung stellen. Solch eine E-Mail enthielte standardmäßig den Zusatz „de-mail“. Aus der Adresse „Lina.Fromm@gmx.de“ würde „Lina.Fromm@gmx.de-mail.de“. Bei Namensdopplungen werden Zahlen eingefügt. Die alte Adresse könnte erhalten bleiben und würde quasi als elektronische Postkarte betrachtet. Die sichere De-Mail-Option könnte im Bedarfsfall zur vertraulichen und insbesondere auch zur rechtsverbindlichen Kommunikation gewählt werden.

Hinter jeder De-Mail stehen künftig, so zumindest die Planung, registrierte und zweifelsfrei identifizierte Kommunikationspartner. Dadurch soll elektronisch möglich werden, was bisher an der mangelnden Sicherheit und Verbindlichkeit der E-Mail scheitert: etwa die Zustellung von Rechnungen und Bescheinigungen, der Versand von vertrags- und geschäftsrelevanten Unterlagen sowie von vertraulichen Dokumenten. Dieser Aspekt macht De-Mail insbesondere für die Wirtschaft und auch für Verwaltungen interessant. So sollen bestimmte Behördengänge überflüssig werden – nicht zuletzt für alte oder behinderte Menschen eine große Erleichterung.

Angesichts der rapide zunehmenden Internetkriminalität und der anschwellenden Spam-Welle soll De-Mail aber auch für Privatnutzer Sicherheit und Komfort bringen, etwa beim Einkauf im Internet. Verbraucher, Behörden und Unternehmen können bei einem zertifizierten Anbieter ihrer Wahl ein „De“-Postfach eröffnen. Ähnlich wie bei der Eröffnung eines Bankkontos muss dafür der Personalausweis vorgelegt werden. Der Versand der De-Mails erfolgt dann über gesicherte Kommunikationskanäle, die Nachrichten sollen vor Mitlesen und Veränderung geschützt sein. Auf Wunsch erhält der Absender auch eine beweiskräftige Bestätigung über den Zugang der De-Mail beim Empfänger. Außerdem gehört zum Angebot eine sichere Dokumentenablage, der De-Safe, und De-Ident, ein elektronischer Identitätsnachweis.

De-Mail geht zurück auf einen Beschluss der EU, der die Einführung der neuen Technik in allen Mitgliedstaaten vorsieht. Das „De“ steht für Deutschland. Betrieben wird das Projekt von der Privatwirtschaft, unter anderem von der Deutschen Telekom. Das BMI garantiert als Zertifizierungsstelle nur die Sicherheit des Angebots. Zertifizieren lassen können sich alle Internetprovider. Größere Unternehmen mit eigenem Intranet können durch ein Gateway angeschlossen werden.

Das BMI betont, es werde keine zentrale Datenspeicherung geben. Man habe in der Entwicklung auf datenschutzfreundliche Bestimmungen Wert gelegt. Bedenken, der De-Mail-Dienst biete ein Einfallstor für staatliche Überwachung, weist das BMI denn auch mit dem Verweis darauf zurück, dass man in der Praxis später lediglich die Rolle der Zertifizierung übernehmen werde. Die praktische Umsetzung liegt bei den Unternehmen. Auch die Kosten für das Angebot legen die Provider fest.

Wann der Dienst in ganz Deutschland nutzbar wird, hängt vom Verlauf des Pilotprojekts aber auch vom Gesetzgebungsverfahren ab. Zwar hat die große Koalition noch den entsprechenden Gesetzentwurf zu den „Bürgerportalen“ beschlossen. Für einen Parlamentsbeschluss jedoch hat die Zeit der abgelösten Koalition nicht mehr gereicht.

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