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Angelika Beer tritt für die Piraten in Schleswig-Holstein an.

© dpa

Piraten in Schleswig-Holstein: „Jugendliche Männer sind nun mal netzaffiner“

Die frühere Grünen-Chefin Angelika Beer möchte für die Piratenpartei in den Kieler Landtag einziehen. Im Interview erklärt sie, warum sie die Partei wechselte und welche Herausforderungen auf die Piraten im Wahlkampf warten.

Wie und wann genau sind Sie bei den Piraten gelandet?
Ich habe als Europaabgeordnete den Wahlkampf der schwedischen Piraten verfolgt, habe 2009 die Piraten bei der Europa- und Landtagswahl in Schleswig-Holstein unterstützt. Im September 2009 bin ich dann auch als Mitglied bei den Piraten an Bord gegangen.
Und sind Sie dort gut angekommen, oder mussten sie auch erst mal für sich lernen, wie die genau „ticken“?
Transparenz, Basisdemokratie, Solidarität, Politik ohne Schubladen und Spaß an Politikgestaltung haben mich überzeugt. So ticken wir. Und die Nutzung der neuen sozialen Medien für unsere Ziele – das lernt Mensch im Handumdrehen.
Die Partei hatte sich auf den Wahlkampf in Schleswig-Holstein konzentriert, nun kommt bereits im Saarland eine unverhoffte Nagelprobe. Stellt das ein Problem dar?
Alles, was wir im Saarland erreichen, darf unter den besonderen Umständen und dem Gesichtspunkt, dass wir eine kleine Partei mit ehrenamtlichen Strukturen sind, als Erfolg angesehen werden. Da gibt es keinerlei „Erfolgsdruck“ – aber Zuversicht, dass wir es schaffen. Schleswig-Holstein ist etwas anderes. Da wollen wir den Beweis erbringen, dass nicht nur die Großstadt Berlin mit vielen Studenten und Multi-Kulti-Alltag bereit ist für unsere Politik, sondern dass wir Piraten auch in ein Parlament eines Flächenlandes einziehen können.

Wie soll das mit nur kleinen Ressourcen gelingen?
Solche Nachteile machen wir wett durch Einsatzbereitschaft unserer Mitglieder. Die anderen Parteien haben ein größeres Budget. Wir setzen auf unsere größere Fantasie und Spontaneität. Wir können beispielsweise kurzfristig mobilisieren, ohne dass wir großartig Broschüren drucken.
Wie frauenkompatibel sind die Piraten?
Jugendliche Männer sind nun mal netzaffiner als Mädchen. Und doch habe ich in den letzten zwei Jahren immer mehr Kontakt zu Piratinnen bekommen, wobei viele davon auch „offline“ sind. Ich selbst war rund 30 Jahre Quoten- und Alibifrau bei den Grünen, jetzt finde ich es okay, dass es auch ohne Quotierungsstatut geht. Die Piraten sind gegen Geschlechterdiskriminierung, und das ist entscheidend.

Warum findet man Sie auf dem Listenplatz 6?
Eigentlich wollte ich auf Platz 10 kandidieren. Dann ist durch die Entscheidung der Mitglieder Platz 6 daraus geworden. Ich sehe darin eine tolle Herausforderung. Wir wollen deutlich über fünf Prozent der Wähler überzeugen, damit Platz 6 und weitere Piraten in den Kieler Landtag einziehen.

Unmittelbar vor der Landtagswahl in Kiel wird die Spitze der Bundespartei neu geordnet. Möchten Sie dort Verantwortung übernehmen?
Noch einmal: Ich drängele nicht nach Spitzenpositionen. Außerdem gibt es bei uns die Trennung von Amt und Mandat. Ich arbeite in der AG Außen- und Sicherheitspolitik, denn die Partei setzt gerade die Benchmarks für ein Bundestagswahlprogramm. Außerdem bringe ich mich ein in die Debatte um ein Europawahlprogramm. Piraten sind nämlich vorwärtsgewandt. Damit bin ich gut ausgelastet.

Das Gespräch führte Dieter Hanisch.

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