zum Hauptinhalt
Deutsche Marine

© dpa

Piratenjagd: Bundeswehr schnappt erstmals Piraten

Die Fregatte "Rheinland- Pfalz" erhielt ihren Auftrag aus dem Hauptquartier der Bundeswehr für Auslandseinsätze in Geltow. Gemeinsam mit US-Marines vereitelte die deutsche Marine den Überfall auf das Handelsschiff "MV Courier".

Erstmals hat die deutsche Marine bei ihrem Einsatz vor der somalischen Küste Piraten festgesetzt. Neun Männer wurden am Dienstag im Golf von Aden nach einem Einsatz der Fregatte "Rheinland- Pfalz" in Gewahrsam genommen, teilte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Geltow am Dienstagnachmittag mit. Weder bei dem Angriff der Piraten auf ein Handelsschiff noch bei der Enterung ihres Bootes durch deutsche Soldaten habe es Verletzte oder Sachschäden gegeben, sagte ein Sprecher. Die Piraten werden zunächst an Bord der Fregatte bleiben.

Die Bundesregierung muss nun erstmals darüber entscheiden, was mit den Piraten in deutschem Gewahrsam geschieht. Dies gilt als rechtlich höchst kompliziert, da unter anderem geklärt werden muss, inwieweit deutsche Rechtsgüter betroffen sind, ob die Piraten an andere Staaten übergeben werden müssen oder in Deutschland verfolgt werden. Eine speziell eingerichtete Kommission der Staatssekretäre der vier Ministerien für Inneres, Justiz, Verteidigung und Außen prüft den Fall. Ein Beschluss wurde am Dienstag nicht mehr erwartet. Die Piraten seien bereits zum Sachverhalt vernommen worden, hieß es.

Fregatte nahm nach Notruf Verfolgungsjagd auf

Die für diesen Einsatz der deutschen Marine zuständige Hamburger Staatsanwaltschaft legte einen "Beobachtungsvorgang" an, teilte Sprecher Wilhelm Möllers mit.  "Zur Zeit warten wir auf weitere Informationen durch die Polizeibehörden." Nach Bundeswehrangaben sendete das Handelsschiff "MV Courier" der deutschen Reederei Gebrüder Winter um 7:12 Uhr den Notruf, dass es von Piraten mit Panzerfäusten und Schusswaffen angegriffen wird. Sowohl die US-Marine als auch die deutsche Marine schickten Bordhubschrauber zu Hilfe. Die "Rheinland-Pfalz" war noch 50 Seemeilen vom Tatort entfernt. Die Hubschrauber-Besatzungen vereitelten den Angriff.

Kurze Zeit später erreichte die deutsche Fregatte das Piratenschiff. Bundeswehrsoldaten enterten das offene Boot gegen zehn Uhr, sicherten Beweismittel und brachten die neun Männer auf die Fregatte. Ein Teil der Piraten soll aus dem Sudan kommen. Die Besatzung des Handelsschiffes stammt zum Teil von den Philippinen.

Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) erklärte: "Das zeigt, wie effektiv die Operation Atalanta ist." Die EU-Mission "Atalanta" war im Dezember vorigen Jahres gestartet worden, um Piraten-Überfälle auf Privat- und Handelsschiffe im Seegebiet vor der somalischen Küste und im Golf von Aden zu verhindern. 2008 kaperten Seeräuber dort mehr als 200 Schiffe und erpressten Millionen Dollar Lösegeld. Deutschland beteiligt sich an der Mission mit einer Fregatte und 230 Soldaten. (ml/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false