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PKK-Geiseln: Hoffnung auf schnelle Freilassung schwindet

Keine Fortschritte im PKK-Entführungsfall in der Türkei: Die Kidnapper beharren auf ihren Forderungen gegenüber der Bundesrepublik. Unterdessen meldet die Nachrichtenagentur Dogan, dass das türkische Militär im Zusammenhang mit der Suche nach den Entführten im Südosten der Türkei zehn PKK-Kämpfer erschossen hat.

Die Hoffnungen auf eine rasche Freilassung der in der Osttürkei gekidnappten deutschen Bergsteiger schwinden. Die Entführer von der kurdischen Rebellenorganisation PKK wollen ihre drei Geiseln nach eigenen Angaben so lange festhalten, bis die Bundesregierung eine Erklärung abgibt, dass Deutschland seine "feindliche Politik gegenüber dem kurdischen Volk und der PKK" aufgibt. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes arbeitet der Krisenstab weiterhin mit Hochdruck an einer raschen Lösung. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) telefonierte deswegen mit seinem türkischen Amtskollegen Ali Babacan. Ein AA-Sprecher wollte sich nicht dazu äußern, ob es Kontakt mit der Entführergruppe gibt.

Auf Erpressungsversuche wird nicht eingegangen

Die PKK-Forderung wurde nach Angaben der in Deutschland ansässigen Kurden-Organisation Azadi am Freitag von den "Volksverteidigungskräften" (HBG) der kurdischen Guerilla veröffentlicht, die sich ausdrücklich zu der Entführung bekannte. Darin hieß es, man hege gegen das deutsche Volk und die "festgenommenen deutschen Staatsbürger keine Feindschaft". Allerdings würden seit Jahren kurdische Aktivisten und Organisationen in Deutschland polizeilich und strafrechtlich "verfolgt". Damit werde eine politische Lösung des Kurden-Konflikts verhindert. Außenminister Steinmeier und Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatten am Donnerstag im Namen der Regierung Erpressungsversuche abgelehnt.

Die übrigen zehn Mitglieder der Bergsteigergruppe wurden noch am Freitag am Münchner Flughafen zurückerwartet. Ihnen geht es nach Angaben des Reiseveranstalters den Umständen entsprechend gut. Fünf PKK-Kämpfer hatten am Dienstagabend die drei aus Bayern stammenden, 33, 48 und 65 Jahre alten Männer aus einem Camp am Berg Ararat auf 3200 Metern Höhe verschleppt. Die insgesamt 13 Männer und Frauen waren in der Nacht vor der geplanten Gipfelbesteigung des 5165 Meter hohen Ararat überfallen worden, wie der Veranstalter seb-tours im Internet berichtete.

Öger: Entführer wollen nur ein Zeichen setzen

Der türkische Reiseleiter, der die Gruppe bis zum Tag davor begleitet habe, sei telefonisch gegen 5.00 Uhr im Hotel von dem Überfall unterrichtet worden. Er habe seine Nachricht auf das noch nicht besetzte Firmentelefon in München gesprochen. Türkische und auch deutsche Behörden seien zu dieser Zeit schon informiert gewesen. Der SPD-Europaabgeordnete und Touristik-Unternehmer Vural Öger rechnet damit, dass die entführten Bergsteiger bald freigelassen werden. Die Entführer wollten vermutlich nur ein Zeichen setzen, um die Weltöffentlichkeit auf die Situation der Kurden aufmerksam zu machen. Das hätten sie erreicht, sagte Öger der "Passauer Neuen Presse" (Freitag).

Das türkische Militär erschoss im Zusammenhang mit der Suche nach den Entführten im Südosten der Türkei zehn PKK-Kämpfer, wie die Nachrichtenagentur Dogan am Freitag berichtete. Der kurdische TV-Sender Roj-TV wies am Freitag in Kopenhagen jede Verbindung zur Entführung der drei deutschen Bergsteiger in der Türkei zurück. Der Chef des Exil-Senders, Manouchehr Zonoozi, sagte der "Deutschen Presse-Agentur" (dpa): "Das hat mit uns nicht das Geringste zu tun. Wir kommentieren diese Sache auch nicht."

Von Seiten der PKK hatte es geheißen, das von der Bundesregierung im Juni verhängte Verbot von Roj-TV in Deutschland sei einer der Gründe für die Aktion. Die türkische Regierung versucht seit Jahren, ein Verbot von Roj TV als angeblichem PKK-Propagandasender auch in Dänemark zu erreichen. (sg/dpa)

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