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Politik: Planten Terroristen Anschlag auf ICE?

Bombe am Dresdner Bahnhof enthielt ein Kilo Sprengstoff / Experten vermuten Islamisten oder Neonazis als Täter

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Dresden/Berlin. Die im Dresdner Hauptbahnhof gefundene Kofferbombe ist offenbar weit gefährlicher gewesen, als die Polizei bisher mitgeteilt hat. Nach Informationen des Tagesspiegels steckten in dem Koffer ein Kilogramm TNT sowie Nitroverdünner, eine sehr feuergefährliche Substanz. Als Täter vermuten Sicherheitsexperten islamistische Terroristen oder Neonazis. Außerdem sei nicht auszuschließen, dass die Kofferbombe in einem Zug gezündet werden sollte. Nur Minuten, nachdem der Koffer am Gleis 14 entdeckt worden war, sollte der ICE 1653 einfahren und Dresden mit rund 350 Passagieren in Richtung Frankfurt (Main) verlassen.

Von Carsten Brönstrup

und Frank Jansen

In dem am Freitag entdeckten schwarzen Trolley-Koffer sollen sich auch ein elektrischer Sprengzünder, ein Wecker, Schraubgläser, zwei Batterien, ein Schnellkochtopf und Schottersteine befunden haben. Dies berichtet die „Bild“-Zeitung. Die Polizei spricht nur von einer „unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtung“. Nach Angaben des Landeskriminalamts Sachsen gibt es keinen Hinweis auf den oder die Täter. Es sei weder ein Bekennerschreiben noch ein entsprechender Anruf eingegangen, sagte LKA-Sprecher Rico Müller am Dienstag. Auf die Frage nach einem islamistischen oder rechtsextremistischen Hintergrund des Beinahe-Anschlags sagte Müller nur, die Polizei ermittle in alle Richtungen. Es wurde eine Sonderkommission eingerichtet. Landesinnenminister Horst Rasch (CDU) sagte, ein Teil des Kofferinhalts stamme nicht aus Deutschland. Einen terroristischen Hintergrund müsse man „vorsorglich mit in Betracht ziehen“.

Der Schnellkochtopf könnte ein wichtiger Hinweis auf islamistische Terroristen sein. Im März dieses Jahres hatte das Frankfurter Oberlandesgericht vier Algerier verurteilt, die Ende 2000 einen zur Splitterbombe umgebauten Schnellkochtopf auf dem Straßburger Weihnachtsmarkt explodieren lassen wollten. Sicherheitsexperten erinnern allerdings auch an die Serie rechtsextremistischer Anschläge, von der zwischen 1974 und 1984 Züge in Italien und der Bahnhof von Bologna betroffen waren. Anfang August 1980 verübten Rechtsextremisten den schwersten Anschlag in der Nachkriegsgeschichte Italiens: Die Detonation im Bahnhof von Bologna kostete 85 Menschen das Leben, ungefähr 200 erlitten Verletzungen. Bei der Deutschen Bahn hieß es, eine Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen auf den Bahnhöfen und in den Zügen sei derzeit nicht nötig. Man habe seit den Anschlägen vom 11. September 2001 die Überwachung verschärft.

In einem verdächtigen Koffer, der auf dem Kölner Hauptbahnhof Bombenalarm ausgelöst hatte, waren indes nur Kleidungsstücke und ein Radio. Das teilte der Bundesgrenzschutz am Dienstag mit. Zuvor war der Bahnhof aus Angst vor einer Kofferbombe evakuiert worden. Das hatte bundesweit Auswirkungen für mehrere zehntausend Reisende.

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