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Polen: Kirchenleute bereichern sich an Immobilien

Nach monatelangem Streit um ein Kreuz vor dem Warschauer Präsidentenpalast droht der katholischen Kirche Polens ein weiterer schwerwiegender Autoritätsverlust. Diesmal geht es um Bestechung und Bereicherung.

In Gliwice wurde vor wenigen Tagen ein wichtiger Vertreter der mächtigen katholischen Kirche in Untersuchungshaft genommen. Marek P. soll jahrelang Beamte im Innenministerium bestochen und so fast gratis Immobilien im Gesamtwert von mindestens 100 Millionen Euro bekommen haben. Der ehemalige kommunistische Geheimdienstoffizier war Bevollmächtigter bei der Rückerstattungskommission für im Kommunismus enteignete Kirchengüter. Er soll mit Komplizen – darunter auch Geistlichen – einen lukrativen Wiederverkaufshandel aufgezogen haben.

Zu den Geschädigten gehören vor allem die Stadtverwaltungen von Krakau und Warschau, die in den vergangen Jahren in bester Lage teils teuer renovierte Häuser an katholische Orden verloren haben. So hatten kirchliche Sachverständige, darunter Marek K., 47 Hektar Land im Warschauer Stadtteil Bialoleka viel zu niedrig eingeschätzt – nach einem Zwangsverkauf an den Orden der Elisabethen-Schwestern verkaufte dieser es umgehend für den achtfachen Preis an eine mit polnischen Mafiagrößen verbundene Immobiliengesellschaft. Mitverdient hatte auch Marek P. Auch für den Zisterzienser-Orden in Krakau erkämpfte P. ähnliche Güterüberschreibungen. Der Stadtpräsident von Krakau hat Entschädigungsforderungen in Millionenhöhe angekündigt.

Die im Innenministerium angesiedelte Restitutionskommission für Kirchengüter versucht seit 1991 die Enteignungen der Kommunisten in den 50er Jahren wieder gut zumachen. Für unwiederbringlich zerstörte Klöster, Kirchen und Pfarrhäuser bekommt die Kirche Ersatzgrundstücke und -immobilien, die oft nie in Kirchenbesitz waren. Die Entscheidungen der Kommission sind endgültig und nicht anfechtbar. Eine Verfassungsklage der Vereinigten Demokratischen Linken (SLD) gegen das nicht EU-konforme Verfahren der Kommission wird seit über einem Jahr nicht behandelt.

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