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Polen: Primas der katholischen Kirche in der Kritik

Nach dem Rücktritt des Warschauer Erzbischofs Wielgus wird Kardinal Glemp, der Primas der katholischen Kirche Polens, zunehmend kritisiert.

Warschau - In nahezu allen polnischen Medien wurde sein Verhalten und insbesondere seine Predigt, in der er am Sonntag Wielgus noch einmal gegen alle Anschuldigungen verteidigte, als unangemessen bezeichnet. Wielgus hatte mit dem kommunistischen Geheimdienst zusammengearbeitet. "Der große Fehler des Primas", urteilte die Zeitung "Dziennik" auf ihrer Titelseite. "Der Primas stand vor den Gläubigen, um klar zu sagen: Wenn es von mir abhinge, wäre Wielgus Erzbischof."

Damit habe sich Jozef Glemp, der die Diözese bis zur Ernennung eines neuen Erzbischofs nun kommissarisch leiten wird, nicht nur gegen den Vatikan gestellt, sondern auch gegen die Mehrheit der Gläubigen, die Umfragen zufolge einen Oberhirten mit Geheimdienstvergangenheit für untragbar halten. Die Worte Glemps hätten die Teilung zwischen Anhängern und Gegnern von Wielgus nur vertieft, urteilte die konservative "Rzeczpospolita".

Zwar sei es richtig, dass Glemp zu Barmherzigkeit mit dem Sünder aufgerufen habe, doch mit seiner zur Verteidigungsrede geratenen Predigt habe er nur Öl in das Feuer gegossen, schrieb der katholische Publizist Zbigniew Nosowski. Die Predigt Glemps habe die Gemüter nicht beruhigt, sondern sei ein Frontalangriff auf alle, die sich für eine Aufklärung der Geheimdienstkontakte innerhalb von Kirche und Gesellschaft einsetzen, urteilte der Publizist Tomasz Terlikowski. (tso/dpa)

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