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Politik: Polens Premier kritisiert Köhler-Rede

Warschau - Polens Regierung hat die Teilnahme des deutschen Präsidenten Horst Köhler am „Tag der Heimat“ des Bundes der Vertriebenen (BdV) scharf kritisiert. Der Auftritt des Staatschefs am Samstag sei „eines der beunruhigenden Ereignisse, die in jüngster Zeit in Deutschland stattfinden“, erklärte der rechtsnationale Premier Jaroslaw Kaczynski in Zakopane.

Warschau - Polens Regierung hat die Teilnahme des deutschen Präsidenten Horst Köhler am „Tag der Heimat“ des Bundes der Vertriebenen (BdV) scharf kritisiert. Der Auftritt des Staatschefs am Samstag sei „eines der beunruhigenden Ereignisse, die in jüngster Zeit in Deutschland stattfinden“, erklärte der rechtsnationale Premier Jaroslaw Kaczynski in Zakopane.

In Deutschland existiere eine große, vom Staat unterstützte Gruppierung, die sich unaufhörlich auf polnische Gebiete beziehe, die einst zum Deutschen Reich gehört hätten, erläuterte der Zwillingsbruder des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski. Eine Zeit lang sei in Polen der Eindruck entstanden, dass sich der Charakter des BdV gewandelt habe. Aber mit der derzeitigen BdV-Vorsitzenden Erika Steinbach habe „die Sache ein neues Ausmaß erreicht“.

Wenn in Polen eine Gruppierung sich auf ähnliche Weise wie der BdV mit den einstigen Territorien in der Ukraine, Weißrussland oder Litauen befassen würde, müsste das Land mit „ernsthaften Vorwürfen“ auf dem internationalen Parkett rechnen, so Kaczynski. Womöglich wäre Polen gar der Zutritt zur Nato und zur EU verweigert worden, mutmaßte der Premier, der inhaltlich auf die Rede Köhlers nicht einging. „Wir wollen einfach gleich behandelt werden“, sagte der Politiker. Dies sei eine der Fragen, über die er mit Bundeskanzlerin Angelika Merkel reden müsse. Die Köhler-Rede sei ein „Signal zum Dialog mit Polen“, sagte dagegen der polnische Publizist Adam Krzeminski. Er wies darauf hin, dass der Bundespräsident die Aussage Steinbachs, dass er selbst ein Vertriebener sei, ausdrücklich korrigiert habe.

In Polen regt sich seit Jahren heftiger Unmut über das von Erika Steinbach forcierte Projekt eines „Zentrums gegen Vertreibungen“ in Berlin. Auch die vom BdV organisierte Ausstellung „Erzwungene Wege“ wird von Polens Regierung als Versuch gewertet, die Geschichte umzuschreiben und aus den deutschen Tätern die Opfer des Weltkriegs machen zu wollen.

Thomas Roser

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