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Schriftzug "Welcome" am Zaun zur Zeltunterkunft für Fluechtlinge in Marburg.

© epd

Politbarometer: Mehrheit der Deutschen hält Zahl der Flüchtlinge für verkraftbar

Die Mehrheit der Deutschen glaubt, dass die Flüchtlingszahlen für das Land zu verkraften sind. Die meisten sind außerdem für ein Einwanderungsgesetz.

Trotz der wachsenden Zahl von Flüchtlingen und Asylbewerbern sehen die Deutschen die damit verbundenen Probleme offenbar  nüchterner als noch vor Wochen. 60 Prozent der Befragten im aktuellen Politbarometer im Auftrag von ZDF und Tagesspiegel sind der Meinung, dass die Bundesrepublik die Flüchtlingszahlen bewältigen könne. 37 Prozent sind davon nicht überzeugt. Im Juli lautete das Verhältnis noch 54 zu 41 Prozent. Allerdings ist im Osten fast die Hälfte der Bürger der Ansicht, Deutschland könne so viele Flüchtlinge nicht verkraften. Das Thema beherrscht die Meinungsbildung derzeit massiv: 80 Prozent nennen es als aktuell größtes Problem, ein Wert, der in den letzten zwei Jahrzehnten allenfalls noch erreicht wurde, wenn die Arbeitslosigkeit stieg.

 Differenzierung ist gewünscht

Eine deutliche Mehrheit der Befragten befürwortet, zwischen den Gruppen von Ankömmlingen zu unterscheiden. 74 Prozent der Befragten plädieren dafür, bei der Unterbringung und dem Asylverfahren danach zu differenzieren, wie groß die Chancen auf einen Verbleib sind. Will heißen: Kriegsflüchtlinge aus Syrien etwa sollen anders behandelt werden als Ankommende vom Westbalkan, die in aller Regel ohne Aussicht auf Asyl sind. Mehrheiten dafür gibt es in allen Parteilagern, sie reichen von 90 Prozent bei FDP-Anhängern über 78 Prozent bei Unions-Anhängern, 73 Prozent bei den Sozialdemokraten hin zu etwa zwei Dritteln bei potenziellen Linken- und Grünen-Wählern.

Mehr Sachleistungen - und ein Einwanderungsgesetz

Den Vorschlag vor allem von Unionsseite, den Asylbewerbern weniger Geld- und dafür mehr Sachleistungen zu geben, halten zwar 69 Prozent für richtig – allerdings glauben nur 35 Prozent, dass sich damit auch der Zweck, die Zahl der Flüchtlinge zu verringern, erreichen lässt. Die relative Gelassenheit lässt sich wohl damit erklären, dass eine verstärkte Einwanderung immer stärker als notwendig angesehen wird. 86 Prozent der Befragten halten Deutschland, mittlerweile für ein „Einwanderungsland“. Im April waren es noch 78 Prozent. Nahezu zwei Drittel der Bürger sagten, das Land brauche Arbeitskräfte aus dem Ausland für seine Zukunftsfähigkeit. Ein Drittel sieht das nicht so (wobei auch hier der Osten skeptischer denkt, dort lehnen 41 Prozent mehr Ausländer ab). Doch wird auch hier differenziert: Einwanderung von außerhalb der Europäischen Union wird offenbar kritischer gesehen. 77 Prozent sind für für ein Einwanderungsgesetz, um den Zuzug von Arbeitskräften zu steuern.

Angesichts des insgesamt eher unaufgeregten Meinungsbildes zur Migration schlägt die Debatte kaum auf die Wahlabsichten durch: Wäre am Sonntag Bundestagswahl, würde sich gegenüber den Vormonaten kaum etwas verändern. Die Union liegt weit vorne mit 42 Prozent, die Sozialdemokraten könnten mit 26 Prozent rechnen, die Grünen mit zehn und die Linken mit neun Prozent. Die AfD, die auch ausländerkritisch auftritt, rutscht weiter ab und dürfte nach ihrer Spaltung die Chanecauf einen Einzug in den Bundestag verloren haben. Ob es die FDP beim nächsten Mal wieder schafft, bleibt unklar – sie hängt bei vier Prozent.

Für das Politbarometer befragte die Forschungsgruppe Wahlen zwischen Dienstag und Donnerstag dieser Woche 1251 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte telefonisch.

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