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Eine allgemeine Dienstpflicht könnte auch die Pflege unterstützen.

© Daniel Reinhardt/dpa

Politbarometer: Mehrheit der Deutschen ist für allgemeine Dienstpflicht

Gut zwei Drittel befürworten eine allgemeine Dienstpflicht. Die alte Wehrpflicht wollen die Deutschen nicht zurück. Bei der Sonntagsfrage legen Grüne und AfD in der Wählergunst weiter zu.

Gut zwei Drittel der Bevölkerung (68 Prozent) befürworten laut einer Umfrage eine allgemeine Dienstpflicht für junge Menschen bei der Bundeswehr oder im sozialen Bereich. Die größte Zustimmung findet die Idee unter Anhängern der Union (77 Prozent), wie das am Freitag veröffentlichte Politbarometer von ZDF und Tagesspiegel zeigt.

Die CDU hatte die Debatte über eine allgemeine Dienstpflicht angestoßen. Die SPD äußerte sich dazu eher skeptisch und sprach sich für die Stärkung des freiwilligen Engagements im sozialen Bereich aus.

Der repräsentativen Umfrage zufolge gefällt auch Anhängern der AfD die Idee einer einjährigen Dienstpflicht (72 Prozent). Auch bei vielen Anhängern von SPD (62 Prozent), FDP (65 Prozent) und Grünen (66 Prozent) kommt der Vorschlag an. Vergleichsweise skeptisch sind Wähler der Linken: Etwas mehr als die Hälfte von ihnen (52 Prozent) würde eine Dienstpflicht begrüßen.

Mehrheit gegen klassische Wehrpflicht

Die Wiedereinführung der klassischen Wehrpflicht wird indes mehrheitlich abgelehnt. So sind 43 Prozent der Deutschen für und 53 Prozent gegen die Wiedereinführung, die seit 2011 ausgesetzt ist.

Bei der Sonntagsfrage des Politbarometers legten AfD und Grüne in der Wählergunst weiter zu. Demnach kommt die rechtspopulistische AfD auf einen neuen Bestwert von 16 Prozent. Das ist ein Punkt mehr als bei der vorangegangenen Umfrage. Wäre am kommenden Sonntag Bundestagswahl, würden 15 Prozent die Grünen wählen. Auch das ist ein Plus von einem Punkt und der beste Wert für die Partei seit sechseinhalb Jahren.

Die Union kommt unverändert auf 31 Prozent, die SPD verharrt bei 18 Prozent. Die FDP kann um einen Punkt auf acht Prozent zulegen, die Linkspartei verliert zwei Punkte und landet bei neun Prozent.

Der Umfrage zufolge hätte eine große Koalition zwar noch eine Mehrheit. Diese fällt aber so knapp aus wie noch nie im Politbarometer. Von den anderen derzeit politisch denkbaren Bündnissen würde es nur für eine Jamaika-Koalition aus Union, FDP und Grünen reichen.

Zufriedenheit mit Merkel niedriger als zuvor

Leicht zugenommen hat die Zufriedenheit mit der Arbeit der Regierung. Auf einer Skala von plus fünf bis minus fünf kommt die Regierung auf einen Wert von minus 0,1. Im Juli hatte dieser Wert bei minus 0,6 Prozent gelegen. Die Zufriedenheit mit der Regierung war insbesondere wegen des Streits zwischen CDU und CSU über die Asylpolitik gesunken.

Angela Merkels Arbeit als Bundeskanzlerin bewerten „alles in allem gesehen“ 59 Prozent überwiegend positiv, womit sich neben dem Kabinett auch die Regierungsspitze weiter klar unter dem Niveau der letzten Legislaturperiode bewegt sowie weit unter dem hervorragenden Mittel von 74 Prozent während ihrer gesamten Kanzlerschaft seit 2005.

Von den laut Politbarometer zehn wichtigsten Politikern erhielt Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) die besten Bewertungen. Er kam auf der Skala von plus fünf bis minus fünf auf einen Wert von 1,7. Es folgen der Grünen-Politiker Cem Özdemir mit einem Wert von 1,1, Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) mit 1,0, Bundeskanzlerin Merkel (CDU) mit 0,9 und Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) mit ebenfalls 0,9.

Skeptisch zeigten sich die Befragten über die von der Linkspolitikerin Sahra Wagenknecht ins Leben gerufene Bewegung „Aufstehen“. Nur 21 Prozent der Befragten glauben, dass mit der Bewegung parteiübergreifend linke Inhalte in Politik und Gesellschaft besser durchgesetzt werden können, 63 Prozent bezweifeln das.

Bei den ökonomischen Eckdaten hält die erfreuliche Grundstimmung an: Die ökonomische Lage im Land beschreiben die Deutschen seit knapp vier Jahren mehrheitlich positiv (62 Prozent). Basierend auf dieser guten Gesamtsituation rechnen die meisten mit konjunktureller Stabilität und im Privatbereich sprechen im langfristigen Rückblick weit überdurchschnittlich viele von einer positiven finanziellen Situation.

Für das Politbarometer befragte die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen telefonisch 1294 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte. (olbi/dpa/AFP)

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