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Politik: Politik verstehen: Jürgen Horbach über Sachbücher

Jürgen Horbach (48) ist Geschäftsführer des Buchverlags Deutsche Verlags-Anstalt. Politische Sachbücher sind Schwerpunkt.

Jürgen Horbach (48) ist Geschäftsführer des Buchverlags Deutsche Verlags-Anstalt. Politische Sachbücher sind Schwerpunkt.

Herr Horbach, haben Sie Norbert Blüms Kinderbuch gelesen?

Nein, hat der eins geschrieben?

Ja. Und er hat es nicht bei Ihnen veröffentlicht, obwohl Ihr Haus eine besonders lange Tradition mit Politikern als Autoren hat. Alle Kanzler seit Bismarck - außer Hitler - haben für Ihren Verlag geschrieben.

Ja, aber Biografien von Politikern erscheinen bei uns auch.

Was interessiert Leser an Büchern, die Politiker schreiben?

Nicht das, was die zur aktuellen Politik sagen. Die erklärt den Lesern schon das Fernsehen. Sie wollen stattdessen wissen, wie es auf dem diplomatischen Parkett zugeht. Wie war das bei Mitterand und Kohl, warum haben die sich so gut verstanden, obwohl sie so verschiedenen Lagern angehörten? Solche Sachen eben, die einen verstehen lassen, wie Politik funktioniert.

Welcher Politiker ist ein guter Literat?

Klaus von Dohnanyi zum Beispiel, der ein Buch über die Weltwirtschaft geschrieben hat. Einer unserer erfolgreichsten Autoren ist Helmut Schmidt, der erzielt hohe Auflagen und schreibt sehr eingängig, so als würde man ein Gespräch mit ihm führen. Und ich beglückwünsche jeden Verlag, der Richard von Weizsäcker im Programm hat. Aber nicht alle sind so gut. Wie bei normalen Autoren auch, sind Politikermanuskripte unterschiedlich bearbeitungsbedürftig.

Welchen Zweck erfüllen Politikerbücher?

Sie befriedigen ein Informationsbedürfnis, gerade Biografien. Das betrifft nicht nur Politiker, wie man bei Haffner und Reich-Ranicki sieht. Diese Biografien sind auch Nachschlagewerke. Bei der Parteispendenaffäre war unsere Kohl-Biografie von Klaus Dreher quasi ein Lexikon für alle Journalisten.

Überreden Sie uns, Ihre siebenhundert Seiten dicke Biografie von Kohl zu lesen.

Es ist schwierig, jemanden, der nicht von einem Buch überzeugt ist, zum Lesen zu bringen. Das kann ich nicht. Als Verleger solcher Bücher richte ich mich immer nur an die Menschen, die sich für Politik interessieren.

Schon mal ein Politiker-Skript abgelehnt?

Ja, das machen wir immer wieder. Zuletzt bei einem Ministerpräsidenten.

Herr Horbach[haben Sie Norbert Blüms Kinderb]

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