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Politiker im TV: Lammert fordert zwei Jahre Talkshow-Abstinenz

Bundestagspräsident Norbert Lammert hat Politikern Zurückhaltung bei Fernsehauftritten empfohlen. Das vermehrte Auftreten der Politiker in Talkshows habe keine nachhaltige Verbesserung des Ansehens ergeben.

Berlin - "Vielleicht sollten alle Politiker mal eine zweijährige Talkshow-Pause einlegen", sagte er der "Berliner Zeitung". "Jedenfalls hat die beachtliche Präsenz von Politikern in immer mehr Talkshows keine nachhaltige Verbesserung des Ansehens der Politiker bewirkt." Persönlich sei er der Meinung, "die Politik macht sich in zu vielen Zusammenhängen zu billig, das gilt besonders für das Fernsehen". Er melde sich zu Wort, wenn er etwas zu sagen habe und die Gelegenheit dazu erhalte. Der Vorschlag Lammerts stieß auf Skepsis.

"Niemand wird sich daran halten"

Linksfraktionschef Gregor Gysi lehnte die Empfehlung ab. "Die Teilnahme ist und bleibt wichtig, um die Öffentlichkeit zu erreichen und zu überzeugen, denn nicht jeder kann die Bundestagssitzung verfolgen", sagte er der "Saarbrücker Zeitung". Die Talkshows müssten aber so gestaltet werden, "dass man mehr sagen kann und auch mehr in die Tiefe gehen kann". FDP-Chef Guido Westerwelle sagte: "Mich kann Herr Lammert nicht gemeint haben." Westerwelle gilt als Stammgast in Talkshows. Er trat allerdings seit Frühjahr 2006 nicht mehr in den Sendungen "Sabine Christiansen" (ARD) oder "Berlin Mitte" (ZDF) auf.

Der Bonner Politikwissenschaftler Gerd Langguth hält den Vorschlag des Bundestagspräsidenten für unrealistisch. "So berechtigt die Forderung sein mag: Niemand wird sich daran halten", sagte er. Die Talkshows dienten der persönlichen Profilierung von Politikern, seien aber "nicht mehr wegzudenken". Langguth forderte interessantere Bundestagsdebatten. Das Parlament solle noch schneller auf aktuelle Themen reagieren. "Talkshows wurden zu einer Art Neben-Parlament und haben in der politischen Meinungsbildung inzwischen dem Bundestag den Rang abgelaufen." Oft würden dort Argumente nicht zu Ende geführt. "Zum Schluss bleibt der irritierte Bürger zurück", sagte Langguth. (tso/dpa)

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