zum Hauptinhalt
Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof und EKD-Chef, hält Heiligabend eine Ansprache vor Gefängnisinsassen.

© Lino Mirgeler/dpa

Politiker solidarisieren sich: Maas nennt Morddrohungen gegen Bedford-Strohm „unerträglich“

Weil sich der Vorsitzende der Evangelischen Kirche für die Seenotrettung einsetzt, wird er bedroht. Jetzt solidarisieren sich Politiker und Prominente.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) verurteilt die Morddrohungen gegen den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, wegen dessen Engagement für die Seenotrettung. „Es ist einfach unerträglich, wenn Mitmenschlichkeit und Barmherzigkeit zu Morddrohungen führen“, schrieb Maas am Samstag auf Twitter: „Wir müssen uns an die Seite aller stellen, die bedroht und verhetzt werden, weil sie sich für unsere Gesellschaft engagieren. Sie haben unsere Unterstützung verdient.“

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Bedford-Strohm hat nach eigenen Angaben Morddrohungen im Zusammenhang mit seinem Engagement für die Seenotrettung von Flüchtlingen erhalten. Er nehme die Drohungen „nicht sehr ernst“, obwohl sie „recht konkret“ gewesen seien, sagte der Bischof. Ein Sprecher der EKD bestätigte dem Evangelischen Pressedienst (epd), dass es mehrere Drohungen gegeben habe, auch einen Brief, der am 17. September im Kirchenamt der EKD eingegangen war und ein zunächst unbekanntes weißes Pulver enthielt. Der Ratsvorsitzende setzt sich seit langem für die Seenotrettung ein. Auf Initiative der EKD hat sich das Bündnis „United 4 Rescue“ gebildet, das ein eigenes Rettungsschiff aufs Mittelmeer schicken will. Bedford-Strohm ist daran maßgeblich beteiligt.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Nach Bekanntwerden der Drohungen solidarisierten sich Politiker verschiedener Parteien mit Bedford-Strohm. Der Grünen-Politiker Cem Özdemir verurteilte die Drohungen: „Rechtsradikale entlarven sich selbst am besten. Sie geben vor, das christliche Abendland zu verteidigen & drohen Bischof mit Mord? Dümmer geht's nicht.“ schrieb er ebenfalls auf Twitter. „Die Täter wollen menschliche Werte nicht verteidigen, sie verachten sie. Solidarität mit Bedford-Strohm!“

Auch der jüdische Pianist Igor Levit, der selbst bedroht wird, sprach Bedford-Strohm seine Unterstützung aus. „Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ist ein wahrer Mensch, zeigt Courage, Herz, Empathie und bekommt von mir, und hoffentlich uns allen, jede Unterstützung, die er braucht.“, schrieb Levit am Samstag auf Twitter.

Bedford-Strohm nahm im Interview auch Bezug auf weitere Beispiele für Hass im Netz. Die Morddrohungen gegen Mitarbeiter des Senders WDR nach dem umstrittenen Umwelt-Oma-Lied, seien „in keinem Fall hinnehmbar“, sagte der Bischof. Es sei wichtig, dass sie von der Polizei verfolgt werden: „Soziale Netzwerke sind zum Schutzraum für Hetzer geworden, das kann nicht sein.

Menschen stachelten sich im Netz gegenseitig an und würden immun gegen andere Meinungen. Sie bekämen „das Gefühl, dass ihre menschenfeindlichen Äußerungen salonfähig sind - zumindest in den Filterblasen, in denen sie sich bewegen“, sagte Bedford-Strohm. Deshalb müssten Regeln entwickelt werden, die bereits mit einer „Ethik der Programmierer“ beginnen und auch eine Stärkung der Medienkompetenz sowie unabhängige Kontrollgremien umfassen. Die Evangelische Kirche mische sich in die Diskussion darüber ein, weil es dabei um die Menschenwürde gehe.

„Handeln nicht abhängig vom Maß der Zustimmung“

Aktuell werde weiter um Spenden geworben, um ein Schiff zur Rettung von Migranten zur Verfügung zu stellen. „Aber es geht nicht nur um ein Schiff. Es geht darum, die zivile Seenotrettung zu unterstützen, solange die europäischen Staaten ihre Pflicht schuldig bleiben, Menschen zu retten“, betonte Bedford-Strohm. „Eigentlich ist das eine staatliche Aufgabe. Die staatliche Seenotrettung muss endlich wieder aufgenommen werden. Und es muss endlich einen funktionierenden Verteilmechanismus für Flüchtlinge in Europa geben“, forderte er.

Der Ratsvorsitzende sagte, dass es neben Kritik auch Unterstützung für das Engagement gebe. „Unser Handeln ist aber nicht abhängig vom Maß der Kritik oder Zustimmung. Das hat nichts mit politischem Aktivismus zu tun, sondern mit dem Kern christlichen Glaubens und Handelns. Kirche und Diakonie haben eine Gesamtstrategie zur Unterstützung von Menschen in Not, zu der natürlich auch die Bekämpfung der Fluchtursachen gehört.“ Man könne Menschen nicht im Mittelmeer ertrinken lassen.

Bedford-Strohm würdigte zudem den Einsatz des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Er habe das Bündnis „United4Rescue“ mit einer „erheblichen Spende“ unterstützt. „Wir setzen uns parallel und in unterschiedlicher Weise für die Seenotrettung ein. Wir ziehen da an einem Strang.“ (Tsp, epd, KNA)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false