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Entschieden auf Trumps Seite: Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Huckabee Sanders.

© Leah Millis/REUTERS

Politische Kultur in den USA: Austausch nicht erwünscht

Trumps Sprecherin fliegt aus der „Red Hen“ – das heißt nichts Gutes für die Demokratie. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Juliane Schäuble

Donald Trump hat die Spaltung der Gesellschaft zu seinem politischen Geschäftsmodell gemacht. So war und so ist er erfolgreich. Der US-Präsident blüht richtig auf, wenn er sich und seine Anhänger als Außenseiter präsentieren kann, als Underdogs, auf die „die Eliten“ herabschauen, als Schmuddelkinder, mit denen keiner spielen will. Und damit kann er sich gerade wieder bestätigt fühlen, ist doch seine Sprecherin Sarah Huckabee Sanders zur persona non grata gemacht worden: Sie wurde aufgefordert, ein Restaurant zu verlassen.

Die Chefin des „Red Hen“ in Virginia, Stephanie Wilkinson, begründet den Rausschmiss damit, dass man in ungewöhnlichen Zeiten lebe, in Zeiten, in denen man unangenehme Entscheidungen treffen müsse, um seine Moral hochzuhalten. Ob sie geahnt oder sogar darauf spekuliert hat, dass Sanders den Vorfall öffentlich machen würde? Vielleicht, das ist aber gar nicht so wichtig.

Zwei Lager stehen sich unversöhnlich gegenüber

Wichtig ist die Botschaft, die damit gesendet wird. Es ist die Botschaft zweier Lager, die sich zunehmend unversöhnlich gegenüber stehen. Die sich nichts mehr zu sagen haben, und deren politische Vertreter, wie das Magazin „Politico“ vor wenigen Tagen beschrieb, sogar in unterschiedlichen Vierteln der Hauptstadt wohnen. So trifft man sich nicht mehr und geht dem Streit aus dem Weg, also der Auseinandersetzung, die für eine funktionierende Demokratie eigentlich dringend notwendig wäre.

Wessen Schuld das ist, ist schwer zu sagen. Wer davon profitiert, ist klar. Es sind nicht die, deren Vision eine geeinte, tolerante Gesellschaft ist. Denn Toleranz ist keine Einbahnstraße. Ja, das Verhalten der Restaurant-Besitzerin ist menschlich nachvollziehbar: Sie hat einer der loyalsten Unterstützerinnen eines Präsidenten, der auf Ausgrenzung setzt, gezeigt, wie sich das anfühlt, nicht erwünscht zu sein. Aber ihr Verhalten fühlt sich falsch an und erinnert an den Bäcker, der keine Hochzeitstorte für ein schwules Paar backen wollte – eine Haltung, die gerade erst das Oberste Gericht der USA beschäftigt hat.

Aug' um Aug' - das war einmal

Natürlich gibt es einen Unterschied zwischen einem Paar, das wegen seiner sexuellen Lebensweise diskriminiert wird, und einer Sprecherin, die sich bewusst entschieden hat, für diesen Präsidenten zu arbeiten und sogar: für ihn zu lügen. Aber nur weil sich der Gegenüber falsch verhält, so die einfache Regel, sollte man selbst nicht das Gleiche tun. Aug’ um Aug’ – das mag zu Zeiten des Alten Testaments eine gute Idee gewesen sein. Heute sind wir schlauer.

Niemand kann von Stephanie Wilkinson erwarten, dass sie alle ihre Gäste herzlich behandeln muss. Aber wenn sie aus moralischen Gründen handeln will, und damit begründet sie ja ihre Entscheidung, sollte sie die Folgen ihres Tuns mit bedenken.

Donald Trump ist mit seiner Politik auch deshalb erfolgreich, weil er ein Gefühl bedient, das offensichtlich weit verbreitet ist: Viele seiner Wähler fühlen sich vernachlässigt und haben den Eindruck, dass die anderen auf sie herabschauen. Wer Trump wirksam etwas entgegensetzen will, darf sein Verhalten nicht kopieren. Denn das stärkt am Ende nur ihn.

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