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Doppelbiographie Hans-Georg Wieck und Markus Wolf: Spion gegen Spion

Nicole Glocke und der Peter Jochen Winters stellen den ehemaligen BND-Chef und den ehemaligen Chef der DDR-Auslandsaufklärung gegenüber. Dabei verbindet sie nicht viel

Was verbindet Hans-Georg Wieck und Markus Wolf? Wolf, 1923 geboren, war von 1952 bis 1986 Chef des DDR-Auslandsgeheimdiensts. Nach dem Mauerfall wegen Freiheitsberaubung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, verstand es Wolf meisterhaft, sich in Talkshows und autobiografischen Schriften als Feingeist und Gentleman zu stilisieren.

Und Hans-Georg Wieck? Mit 26 Jahren trat Wieck 1954 in den diplomatischen Dienst der jungen Bundesrepublik ein, wo er in den 1970er Jahren zu einem Spitzendiplomaten avancierte. 1985 wechselte er auf Drängen von Kanzler Helmut Kohl an die Spitze des von Skandalen erschütterten Bundesnachrichtendiensts (BND). Fünf Jahre lang stand er dem bundesdeutschen Pendant zu Wolfs Auslandsaufklärung vor. Ein Traumjob war die BND-Präsidentschaft wahrlich nicht. Das Bonmot von Helmut Schmidt, er fühle sich durch die „NZZ“ besser informiert als durch den BND, wurde auch zu Wiecks Zeiten von Spitzenpolitikern gerne und genüsslich wiederholt.

Während die Zeit beim BND für Wieck eher Episode gewesen sein dürfte, personifiziert Markus Wolf die Geschichte der DDR-Spionage. Dennoch liege eine Gegenüberstellung beider Lebenswege nahe, heißt es in der Einführung zum Band „Im geheimen Krieg der Spionage“. Wie sie zu dieser Auffassung kommen, können die beiden Autoren, die Historikerin Nicole Glocke und der „FAZ“-Redakteur Peter Jochen Winters, nicht wirklich überzeugend erklären. Die Feststellung, dass beide Männer derselben Generation angehört sowie den Zweiten Weltkrieg auf verschiedene Weise erlebt und daraus „für sich so unterschiedliche Schlüsse gezogen“ hätten, wirkt jedenfalls einigermaßen banal.

Tatsächlich werden die beiden biografischen Porträts vor allem durch den Buchbinder zusammengehalten. Den Lebensweg Hans-Georg Wiecks beschreibt Glocke ganz überwiegend auf der Basis langer Interviews, die sie mit dem Diplomaten geführt hat. Dessen verständliche Bemühungen, das eigene Handeln ins rechte Licht zu rücken, kann Glocke nur in Bezug auf dessen BND-Zeit nennenswert infrage stellen. Dabei stützt sie sich jedoch oft auf zweifelhafte Quellen. Zum einen sind dies zeitgenössische Presseberichte, deren Inhalte aus der Bonner Politik oder der Schlangengrube BND durchgestochen worden waren. Zum anderen wird ausgerechnet Gabriele Gast zur Kronzeugin. Die hatte von 1973 bis 1990 für Markus Wolf beim BND gespitzelt.

Nicole Glocke, Peter Jochen Winters: Im geheimen Krieg der Spionage. Hans-Georg Wieck (BND) und Markus Wolf (MfS). Zwei biographische Porträts. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2014. 544 Seiten, 19,95 Euro.
Nicole Glocke, Peter Jochen Winters: Im geheimen Krieg der Spionage. Hans-Georg Wieck (BND) und Markus Wolf (MfS). Zwei biographische Porträts. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2014. 544 Seiten, 19,95 Euro.

© MDV

Anregender liest sich Winters’ flott geschriebenes Porträt von Markus Wolf. Doch auch hier erfährt der Leser im Wesentlichen nur das, was der Geheimdienstmann in eigenen Schriften und zahlreichen Interviews über das eigene Leben zu verraten bereit war. Die verbleibenden „weißen Flecken in der Lebensgeschichte“ Wolfs, bleiben jedenfalls von beträchtlicher Größe.

– Nicole Glocke, Peter Jochen Winters: Im geheimen Krieg der Spionage. Hans-Georg Wieck (BND) und Markus Wolf (MfS). Zwei biographische Porträts. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2014. 544 Seiten, 19,95 Euro.

Ulrich Mählert

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