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Donald Rumsfeld.

© AFP

Politische Memoiren: Rumsfelds Welt

Teil zwei der subjektiven Geschichtsschreibung: Nach George W. Bush erinnert sich nun auch sein Verteidigungsminister Donald Rumsfeld. Tenor: Wir hatten immer recht.

Die Geschichte werde ihm recht geben, hatte George W. Bush immer wieder getönt. Und damit das auch so sei, schrieb er seine Sicht der Dinge in ein gewaltiges Buch, das sich seit Monaten auf den Bestsellerlisten hält. Jetzt ist Teil zwei der subjektiven Geschichtsschreibung erschienen: „Known And Unknown“, die Erinnerungen von Donald Rumsfeld.

Bushs treuer Soldat und Verteidigungsminister hat auf 800 Seiten und geschmückt mit hunderten Querverweisen und Notizen genau das geliefert, was zu erwarten war: Ein Plädoyer für sich selbst, in dem so gut wie keine neuen Einsichten aufkommen. Schon gar nicht die, sich bei wichtigen Entscheidungen auch einmal vertan zu haben. Die Essenz des Wälzers: Wir hatten recht.

Wir, das sind Bush, dessen Vize Dick Cheney und er selbst. Die übrigen Mitglieder der Regierung kommen nicht gut weg. Etwa Colin Powell, dessen Kritik an Entscheidungen des Triumvirats einen gewaltigen Mangel an Loyalität offenbart hätte. Powell steht erneut für seine Präsentation vor den UN unter Beschuss, in der er mit Dokumenten der Geheimdienste beweisen wollte, dass Irak Massenvernichtungswaffen herstelle. Das erwies sich später als völlig unbegründet.

Powell sieht seine Rolle in der Rechtfertigung des Irakkriegs bis heute als einen „Fleck auf meiner Vita“ – eine Einsicht, die man von Rumsfeld nicht erwarten konnte und auch nicht bekommt. Im Gegenteil: Man habe nicht getrickst, sondern sei lediglich falsch informiert gewesen. Das ist die offizielle Version, die das Buch wiederholt.

Condoleeza Rice wirft Rumsfeld direkt Inkompetenz vor. Außerdem habe sie in einer Diskussion um eine Initiative in Usbekistan einmal gesagt: „Menschenrechte gehen vor Sicherheit.“ Dem habe er heftig widersprochen. Das ist erschütternd, aber auch nicht überraschend. In Rumsfelds Zeit fallen Folter und Menschenrechtsverletzungen, etwa in den Gefängnissen von Abu Ghraib und Guantanamo. Harte Worte gibt es auch für Senator John McCain, verschiedene hochrangige Militärs und natürlich die Medien. Die verzerrten bis heute die Wahrheit. So hat Amerika in Rumsfelds Welt Irak nicht angegriffen, sondern einer Selbstverteidigung vorgegriffen.

Um sein Werk besser verkaufen zu können, hat Rumsfeld auch am Image gefeilt: Der Einband zeigt den Hardliner als sympathischen Outdoor-Mann in Jeans und Fleece-Weste, er lehnt locker am Pferdegatter vor einer majestätischen Bergkulisse. Mit dem Rumsfeld, der seit den Nixon-Jahren in Washington kämpfte, hat das Bild wenig zu tun.

Auch einige Anekdoten überraschen: So war es ausgerechnet Adlai Stevenson, ein liberaler Demokrat zu Kennedys Zeiten, so Rumsfeld, der ihn zu einer politischen Karriere inspirierte. Neu ist auch, dass er im Präsidentschaftswahlkampf 2000 den ehemaligen Basketball-Profi Bill Bradley, ebenfalls einen liberalen Demokraten, mit einer Spende unterstützte.

Das unhandliche Werk dafür zu kaufen, wäre wohl nicht notwendig. Doch wie bei politischen Memoiren üblich, ist das Verkaufsmuster programmiert: Kritiker werden einen weiten Bogen um das Werk machen, Fans von Bush, Cheney und Rumsfeld werden es kaufen. Sie freuen sich schon auf Teil drei der Serie. Ende August wird „In My Time“ erscheinen, die Erinnerungen von Dick Cheney.

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