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Politik: Polizei macht Sohn eines Eta-Terroristen für Anschläge verantwortlich

23-Jähriger soll Bomben in den spanischen Urlauberhotels deponiert haben / Internationale Fahndung / Verletztem Deutschen geht es besser

Madrid. Die beiden Bombenanschläge der baskischen Terrororganisation Eta am Dienstag an der Costa Blanca markieren nach Einschätzung der spanischen Sicherheitsbehörden erst den Auftakt einer Terrorkampagne gegen touristische Einrichtungen. Die Polizei geht davon aus, dass die Eta-Terroristen in den kommenden Wochen versuchen werden, weitere schlagzeilenträchtige Attentate zu begehen. Die Sicherheitsvorkehrungen an der ganzen iberischen Mittelmeerküste wurden am Mittwoch verstärkt, in vielen Urlaubsorten gab es massive Polizeikontrollen.

Unterdessen konnte die Polizei einen der mutmaßlichen Attentäter identifizieren, der in zwei Hotels in Alicante und in Benidorm Kofferbomben mit jeweils zehn Kilo Dynamit abgestellt hatte. Den Behördenangaben zufolge soll es sich um einen jungen Basken aus einer berüchtigten Terroristenfamilie handeln. Der nun unter Verdacht stehende 23-jährige Jon Joseba Troitino ist Sohn des legendären Eta-Terroristen Domingo Troitino Arranz. Nach ihm wird jetzt international gefahndet. Der Vater wurde wegen eines Anschlages auf einen Supermarkt mit 21 Toten zu 794 Jahren Gefängnis verurteilt. Auch der Bruder des Vaters sitzt wegen diverser Eta-Mordanschläge mit einer Gesamtstrafe von 2500 Jahren hinter Gittern.

Bei den Bombenanschlägen waren 13 Menschen verletzt worden, darunter sieben ausländische Sprachschüler, die in einer Akademie neben dem Hotel „Bahia“ in Alicante gerade Spanisch studierten. Ein junger Holländer schwebt noch in Lebensgefahr. Einem schwer verletzten 24-jährigen Deutschen aus Hamburg geht es inzwischen nach Auskunft der Ärzte besser: Sein Zustand sei stabil, er liege nicht mehr auf der Intensivstation. Die anderen verletzten Urlauber, die überwiegend Wunden durch Trümmer und Splitter erlitten, konnten inzwischen aus dem Hospital entlassen werden.

Unklar ist, warum die Polizei, die rund eine Stunde vor den Explosionen anonyme Warnungen erhielt, die voll besetzte Sprachschule direkt neben dem avisierten Bombenort in Alicante nicht sofort räumte. In der Schule sollen sich nach Zeugenaussagen zum Zeitpunkt der Detonation rund 100 Studenten aus aller Welt befunden haben – darunter mehrere Deutsche und Schweizer. „Wir saßen in der Klasse, als es plötzlich knallte“, berichteten sie. „Splitter schossen durch die Gegend, die Tafeln fielen um, Teile der Decke krachten herunter.“ Alle versuchten panisch, ins Freie zu rennen.

Die Tourismusbranche, die seit Jahrzehnten im Sommer Ziel der Eta ist, hofft derweil, dass die neue Bombenwelle die Urlauber nicht verschrecken wird. Der Chef der Hoteliervereinigung in Alicante, Jose Espla, meint pessimistisch: „Natürlich werden derartige Anschläge das Geschäft schädigen.“ Schon am Mittwoch kehrten jedoch Ruhe und Normalität an die berühmten weißen Strände von Benidorm und Alicante zurück.

Unterdessen verstärkten sich im Baskenland die Spannungen: Die Regionalregierung, die wie die Eta eine Abspaltung des Baskengebietes von Spanien anstrebt, plant ein Referendum über die Zukunft der Region. Weder die Volksabstimmung noch die Idee der Unabhängigkeit werden von der Regierung in Madrid akzeptiert. Auch die zwei Millionen Einwohner des Baskenlandes sind in dieser Frage tief gespalten. Nur rund die Hälfte sympathisiert mit einer staatlichen Unabhängigkeit.

Ralph Schulze

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