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Genua

© dpa

Polizeigewalt bei G8-Gipfel in Genua: Leitende Beamte kommen straffrei davon

Vor sieben Jahren gehen die Bilder von prügelnden Polizisten um die Welt. In Genua wird eine Schule gestürmt, friedliche Demonstranten werden niedergeknüppelt. Der 23-jährige Carlo Giuliani wird durch einen Kopfschuss getötet. Nun spricht ein italienisches Gericht das Urteil über den Polizeieinsatz.

Mehr als sieben Jahre nach massiven Übergriffen der Polizei auf Globalisierungsgegner beim G8-Gipfel in Genua sind drei leitende Beamte freigesprochen worden. 13 von 29 Angeklagten wurden wegen nächtlicher Gewalt in einer als Herberge für die Demonstranten eingerichteten Schule verurteilt, der Rest von einem Genueser Gericht am Donnerstagabend aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Betroffene der Übergriffe von 2001 quittierten die Urteile im Gerichtssaal mit "Schande, Schande"-Rufen.

Die Staatsanwaltschaft hatte für die Angeklagten insgesamt mehr als 100 Jahre Gefängnis gefordert. Die 13 verurteilten Polizisten erhielten zusammen 35 Jahre und sieben Monaten Haft. Außerdem müssen sie den Opfern der Gewalt eine Entschädigung zahlen. Während der von Krawall und Straßenschlachten geprägten Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei waren am Rande des G8-Gipfels im Juli 2001 Ordnungskräfte mit Gewalt in eine Schule eingedrungen in dem Globalisierungsgegner schliefen. Bei der gewaltsamen Erstürmung der Schule waren 93 Globalisierungsgegner festgenommen worden, unter ihnen mehrere Deutsche. Zudem wurde ein Polizist für schuldig befunden im Nachtlager der Demonstranten zwei Molotow-Cocktails versteckt zu haben. Er wurde zu drei Jahren Haft verurteilt.

Freispruch für Todesschützen

Bei der Polizeiaktion wurden über 60 Demonstranten verletzt, mehrere davon schwer. Der Prozess war einer von mehreren rund um die Gewalt während des G8-Gipfels. Im Zuge der harten Reaktion der italienischen Polizei auf die Kundgebungen kam auch ein Demonstrant ums Leben. Er wurde von einem jungen Polizisten durch einen Schuss in den Kopf getötet. Der Beamte berief sich auf Notwehr und wurde später ebenfalls freigesprochen.

Erst im Juli waren nach einem langwierigen Verfahren gegen 45 Polizisten, Ärzte und Gefängnisbeamte 30 Angeklagte freigesprochen worden. Die übrigen erhielten für die Misshandlung von Globalisierungsgegnern in einem Gefängnis Strafen weit unter den Forderungen der Staatsanwälte. (ae/dpa/AFP)

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