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Prinzessin Cristina vor Gericht.

© REUTERS

Porträt: Cristina von Spanien

Die Prinzessin soll ihrem Mann beim Steuerhinterziehen geholfen haben. Jetzt steht sie vor Gericht.

Sie fühle sich „von allen verlassen“, soll Prinzessin Cristina im vertrauten Kreis gesagt haben. Von ihrem Bruder, Spaniens König Felipe, der sie verstoßen hat und nun jeden Kontakt mit ihr meidet. Und von Spaniens Öffentlichkeit, in der das Ansehen der Prinzessin auf dem Tiefpunkt ist. Der Grund: Sie steht gerade vor Gericht. Sie soll ihrem Mann beim Hinterziehen von Steuern geholfen haben. Die 50-jährige Prinzessin, zweitälteste Tochter des 2014 abgetretenen Königs Juan Carlos, macht gerade die härteste Zeit ihres Lebens durch.

Dabei hatte vor 20 Jahren alles so schön angefangen. Damals, im Jahr 1996, hatte die blonde Adelige bei den Olympischen Spielen im US-amerikanischen Atlanta den Mann ihres Lebens kennengelernt: Den drei Jahre jüngeren spanischen Handballstar Iñaki Urdangarin, der dort mit dem Nationalteam die Bronzemedaille erkämpfte. Der offenbar perfekte Mann: groß, gutaussehend, blaue Augen, athletische Figur. Liebe auf den ersten Blick. Ein Jahr später heiraten die beiden in der Kathedrale Barcelonas - eine Traumhochzeit. Bald kamen die vier Kinder Juan, Pablo, Miguel und Irene auf die Welt.

Vor 20 Jahren begann alles mit einer Traumhochzeit

Heute wünscht König Felipe vermutlich, dass seine Schwester und Urdangarin sich nie kennengelernt hätten. Denn die zwielichtigen Geschäfte Urdangarins bescherten dem Königshaus eine tiefe Krise. Urdangarin soll seinen Aufstieg in die Königsfamilie genutzt haben, um in den Jahren 2004 bis 2006 mit einer Beratungsfirma öffentliche Gelder zu erschleichen. Mit Steuertricks wurde offenbar zudem das Finanzamt hintergangen. Cristina soll, nach Meinung der Ermittler, zumindest bei der millionenschweren Steuerhinterziehung mitgemacht haben.

„Ich bin unschuldig“, ließ Cristina am Montag über ihre Anwälte mitteilen. Sie habe von den Geschäften ihres Mannes nichts geahnt und ihm „blind vertraut“. Mit unbeweglicher Miene ließ sie den ersten Prozesstag im Landgericht von Palma de Mallorca über sich ergehen. Sie zuckte auch nicht mit der Wimper, als die Anklage verlesen wurde, die in ihrem Fall auf „Beihilfe zur Steuerhinterziehung“ lautet. Urdangarin wird zudem der Veruntreuung, Geldwäsche, Vorteilsannahme, Fälschung und des Betrugs beschuldigt. Ihm droht eine langjährige Haftstrafe.

Mit Palma de Mallorca war Cristina früher sehr eng verbunden. Sie führte sogar den Titel „Herzogin von Palma“. Doch nachdem der Skandal explodierte und Cristina sich nicht öffentlich entschuldigte, bestrafte König Felipe seine Schwester: Er entzog ihr den Herzoginnen-Titel. Auch die Stadt Palma wollte mit Cristina nichts mehr zu tun haben: Die zentrale Flanierallee der Inselhauptstadt, die 1998 zu Ehren Cristinas und Urdangarins auf den Namen „Rambla der Herzöge von Palma“ getauft worden war, heißt jetzt nur noch „La Rambla“.

König Felipe hat seine Schwester verstoßen

Der Bruch zwischen Felipe und seiner in Ungnade gefallenen Schwester geht soweit, dass Cristina und Urdangarin während des Betrugsprozesses, der noch bis Sommer dauern soll, nicht einmal im königlichen Marivent-Palast in Palma übernachten dürfen, sondern sich eine private Unterkunft suchen mussten. Auch sonst ist Felipe zu seiner älteren Schwester auf Distanz gegangen: Sie darf nicht mehr das Königshaus repräsentieren und bekommt kein Geld mehr aus dem Hofetat.

Heute gilt Cristina als das schwarze Schafe der Königsfamilie, zu der sie und Urdangarin übrigens formell nicht mehr gehören - auch wenn sie immer die Schwester und der Schwager des Königs bleiben werden. Wenn die beiden in Spanien auf der Straße auftauchen, werden sie häufig mit Buhrufen und Pfiffen empfangen. Der öffentliche Druck trug vermutlich dazu bei, dass Cristina samt Familie vor zwei Jahren in die Schweizer Stadt Genf emigrierte. Dort arbeitet die studierte Politikwissenschaftlerin als Repräsentantin einer spanischen Bankstiftung.

Sie wusste von nichts, beteuert Cristina

Im Betrugsprozess könnte sie mit einem blauen Auge davonkommen. Denn dort hat sich gezeigt, dass die Prinzessin doch nicht von ganz Spanien verlassen ist: Der Staatsanwalt und das Finanzamt sind nun auffallend nachsichtig mit Cristina. Vielleicht, weil ihre Verurteilung den Ruf der Monarchie schädigen könnte?

Während Untersuchungsrichter José Castro Hinweise dafür sah, dass Cristina als „Komplizin“ den Betrug Urdangarins erst möglich gemacht habe, forderten Staatsanwalt und Finanzministerium nun Freispruch: Die Verfehlungen Cristinas seien strafrechtlich nicht relevant, sondern nur eine „Ordnungswidrigkeit“.

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