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Politik: Porträt: Geraldo Majella Agnelo

Als Geraldo Majella Agnelo im Mai 2003 zum neuen Chef der brasilianischen Bischofskonferenz CNBB gewählt wurde, gab es im Regierungspalast in Brasilia lange Gesichter.

Rio de Janeiro (15.04.2005, 12:21 Uhr) - Anders als der zweite brasilianische Anwärter auf den Papstthron, Claudio Hummes, kennt der 71-jährige Agnelo keine Diplomatie, wenn es darum geht, die sozialen Ungerechtigkeiten und die politische Misswirtschaft im größten katholischen Land der Erde anzuprangern.

«Die Regierung erzielt Rekordeinnahmen, aber der Sozialbereich sieht davon keinen Pfennig», klagt der Erzbischof von Salvador de Bahia. Im Gegensatz zu Hummes - der ihm trotz Unterstützung aus Brasilia bei der CNBB-Abstimmung deutlich unterlag - und zu anderen sozial progressiven Kirchenchefs in Brasilien kennt Agnelo keine Schonfrist für den früheren Gewerkschaftsführer und heutigen Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva. «Ein Drittel der Brasilianer hungert» und «die Politiker denken nur an die Macht», poltert er.

Mehr als ein Außenseiter im Konklave ist Agnelo nicht, und der brasilianische «Anwalt der Armen und Entrechteten» drückt seine Chancen auf die Nachfolge von Papst Johannes Paul II. selbst weiter nach unten. «Mein Rücken ist nicht breit genug, um eine solche Last zu tragen», versichert er.

Agnelo wurde am 19. Oktober 1933 in Juiz de Fora im Bundesland Minas Gerais geboren. Nach seiner Priesterweihe 1957 arbeitete er zehn Jahre in Sao Paulo und ging dann nach Rom, wo er den Doktortitel in Theologie bekam. 1982 wurde er zum Erzbischof von Londrina ernannt. Zwischen 1990 und 1999 arbeitete er im Vatikan eng an der Seite des Papstes mit. Seit 1999 ist er Erzbischof von Salvador de Bahia. Zum Kardinal wurde er 2001 ernannt. (tso) (tso)

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