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© AFP

Porträt: Jacob Zuma: Volksheld, Patriarch und Überlebensstratege

Der 65-jährige Jacob Zuma ist einer der populärsten und zugleich umstrittensten Politiker Südafrikas. Der bullig wirkende neue Parteichef des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) gilt als politischer Überlebensstratege und polarisiert wie kaum ein anderer.

Wie Nelson Mandela war Zuma als Anti-Apartheid-Kämpfer lange Jahre auf der Gefängnisinsel Robben Island inhaftiert, bevor der am 12. April 1942 in Nkandla geborene Zuma im Exil als Geheimdienstchef die Fäden der ANC-Untergrundarmee zog.

Als bekennender Traditionalist gilt der aus der Provinz KwaZulu- Natal stammende Arbeitersohn als "der wohl prominenteste Polygamist des Landes" ("Sunday Times"). "Msholozi" - so sein Clan-Name - hat nach Medienberichten mindestens 14 Kinder und ist mit mehreren Frauen gleichzeitig verheiratet. In einem TV-Interview meinte er: "Es gibt viele Politiker, die Geliebte und Kinder haben, die sie verstecken, um so zu tun, als seien sie monogam. Ich bin lieber offen: Ich liebe meine Frauen und bin stolz auf meine Kinder!"

Obwohl er nach dem frühen Tod des Vaters nur eine lückenhafte Schulausbildung hatte, bekleidete er diverse hohe Ämter und erhielt 2001 sogar die Ehrendoktorwürde der Universität Zululand. Im März wurde er zum Prediger einer Freikirche ernannt. Zuma stützt seinen Einfluss auf Gewerkschaften, die ANC-Jugend- und Frauenliga, aber auch auf viele einfache Menschen, die sich durch ihn einen Ausweg aus der Armut erhoffen. Ein wahrer Personenkult rankt sich um den Skandal-Politiker, der seine Popularität durch ethnische Abgrenzung oder alte Anti-Apartheid-Hits wie "Umshini Wami" (Hol' mir mein MG) absichert. Insider beschreiben ihn als jovial und patriarchalisch.

"Der Mann mit der Dusche"

Seit der Ex-Vorsitzende des Nationalen Aids-Ausschusses sowie der moralischen Erneuerungskampagne in einem Vergewaltigungsprozess ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einer HIV-infizierten Freundin der Familie zugab, ist er "der Mann mit der Dusche". Karikaturisten wie der Südafrikaner Zapiro stellen ihn stets mit einer Dusche auf dem markanten Glatzkopf dar - eine Anspielung auf seine Äußerung, er habe sich nach dem Sex durch ausgiebiges Duschen vor einer Ansteckung mit dem Aids-Erreger geschützt. Zuma, der in dem Verfahren freigesprochen wurde, hatte zudem moralisch bedenkliche Äußerungen gemacht, die wütende Proteste von Feministinnen auslösten.

Wegen eines Korruptionsskandals war er nach sechs Jahren als Vize-Präsident des Landes 2005 vom Präsidenten Thabo Mbeki gefeuert worden. Zumas Finanzberater war damals wegen Korruption in einem Rüstungsgeschäft verurteilt worden. Dabei war bekanntgeworden, dass er sich mit der jahrelangen Finanzierung von Zumas Lebensstil dessen politischen Einfluss erkauft hatte. Der Richter sprach damals von einem "allgemein korrupten Verhältnis" der beiden. Ein Prozess gegen Zuma scheiterte aber an Verfahrensfehlern. Nach neuen Indizien droht ihm nun ein neuer Prozess. Zuma selbst betonte, erst bei einer Verurteilung seine Parteiämter ruhen lassen zu wollen.

Ralf E. Krüger[dpa]

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